
Journalistische Karwochen – Tee trinken und tippen, das ist das Motto. Foto: Annalena Müller
Von Karwochen und österlichen Heimgängen: Der Newsüberblick
Der Papst ist tot und alle Welt blickt auf Rom. Dem Kloster St. Maurice will das Schweigen nicht gelingen, in Mariastein findet man die richtigen Worte und in Bern lebt die Ökumene: der Newsüberblick
Er wollte es unbedingt: Den Segen «urbi et orbi» spenden. Und ein letztes Mal nah bei den Menschen sein. Wer am Ostersonntag wie ich die Übertragung auf «Vatican News» verfolgte, dem fiel vielleicht die Geste des päpstlichen Krankenpflegers auf, der Franziskus immer wieder über den Rücken streichelte, während der Papst über den Petersplatz gefahren wurde.
Der Papst vom Ende der Welt ist nachhause gegangen
Als am Morgen des Ostermontags die Todesnachricht kam, stand mir diese zärtliche Geste vor Augen. Und der Gedanke, dass Franziskus dieser letzte Akt schier übermenschliche Kraft gekostet haben muss.

Nicht nur in Rom, sondern für 1,4 Milliarden Katholik:innen weltweit begann mit dem Tod des Papstes ein Ausnahmezustand. Bischof Felix Gmür, Pastoralraumleiter und leitender Priester Ruedi Heim, die Abgeordnete der Weltsynode Helena Jeppesen-Spuhler und andere haben mit dem «pfarrblatt» ihre persönlichen Nachrufe geteilt.
Plötzlich «Vaticanista»
Der Tod eines Papstes setzt ein durchgetaktetes Protokoll in Gang. Dazu gehört die Aufbahrung des Papstes, damit die Gläubigen sich verabschieden können, ebenso wie das Zusammenkommen der Kardinäle in Rom. Bereits im laufenden Vor-Konklave wird sondiert und lobbyiert, damit die wahlberechtigten Kardinäle (unter 80) im eigentlichen Konklave den richtigen Nachfolger wählen. Wer das ist, darüber gehen die Meinungen im Kardinalskollegium naturgemäss auseinander.

Es ist eine Zeit, in der die Welt nach Rom schaut und Kirchenjournalist:innen plötzlich zu Kirchenerklärern werden. Ich durfte diese Woche im «Tagi» und «Bund» erläutern, warum die beiden Schweizer Kardinäle Emil Tscherrig und Kurt Koch eher keine Wahlchancen haben. Ebenso die deutlich schwierigere Frage, welches Profil der neue Papst in Anbetracht der grossen Herausforderungen der Weltkirche haben sollte.
Journalistische Karwoche
In journalistischer Hinsicht hielt bereits die Karwoche einige Herausforderungen bereit. Die erste lieferte der Abt von St. Maurice, Jean Scarcella. In einem problematischen Interview mit «Le Nouvelliste» rümpfte der von Rom gerügt Abt die Nase über all jene, die seine Rückkehr ins Amt kritisiert hatten. Und das waren viele. Neben der von Scarcella namentlich genannten RKZ, nämlich auch die Schweizer Bischofskonferenz.
Die kreative Interpretation des Kirchenrechts, mit der der Abt eine kanonische Rüge kurzerhand in einen reinwaschenden Freispruch umdeutete, liess die renommierte Kirchenrechtlerin Astrid Kaptijn nicht gelten. «Eine kanonische Rüge ist kein Freispruch», ihr liegt «rechtswidriges Verhalten» zugrunde, erläuterte die Freiburger Professorin im Interview mit dem «pfarrblatt».

Als jemand, an dem man sich in St. Maurice ein Beispiel nehmen könnte, trat in der Karwoche Alt-Abt Peter von Sury auf. Er stellte sich den scharfen Fragen der «Rundschau» zu schweren Missbrauchsfällen, die Mönche seiner Abtei in den 1960er und 70er Jahren in einer Urner Schule begangen haben. Von Sury beschönte nicht, bat Betroffene um Verzeihung und räumte ein, dass auch er eine Lernkurve im Umgang mit Missbrauchsmeldungen durchlaufen musste.
Anders verhielt sich die Urner Bildungsdirektion, die sich zu keiner Entschuldigung durchringen konnte. Eltern hatten in den 1970er Jahren bei der Schulbehörde Anzeige erstattet. Doch diese vertuschte. Bis heute sieht der Staat kaum Notwendigkeit, seine Rolle in den Missbräuchen im Umfeld der Kirche zu hinterfragen. Dabei wäre das nötig: Um Missbrauch effektiv zu verhindern, muss man die Strukturen verstehen, die ihn begünstigen. In Kirche und Gesellschaft.
Zusammen ist besser
Wenden wir uns zum Schluss dem eigentlichen Nabel der Welt zu – genau: Bern. An Ostern hat die helvetische Hauptstadt einmal mehr gezeigt, wie gemeinsames Feiern geht. Der höchste Berner Ökumeniker Christoph Knoch hat zur gemeinsamen Ostervesper geladen – und alle sind gekommen: Bischof Felix Gmür, die oberste Reformierte Rita Famos, der christkatholische Bischof Frank Bangerter und Vertreter und Vertreterinnen aller anderen christlichen Gemeinden. Das Gefühl, das ich aus der stimmungsvollen Feier mitgenommen habe: Zusammen ist es immer besser.

Ebenfalls zusammen wird man in Bern dem verstorbenen Papst gedenken. Am kommenden Dienstag (29.4.) lädt die Schweizer Bischofskonferenz um 18.00 in die Dreifaltigkeitskirche zum Trauergottesdienst.«pfarrblattbern.ch» wird berichten.
Viel gute Gesellschaft an diesem Wochenende wünscht Ihnen
Annalena Müller
Chefredaktorin «pfarrblatt»
Der Inhalt des Newsletters gibt die persönliche Meinung der Autorin wieder.