
Kardinäle vor dem Einzug ins Konklave 2013. Foto: KNA
Konklave: Wie funktioniert die Papstwahl?
In wenigen Wochen bestimmen die wahlberechtigten Kardinäle den neuen Papst. Das Konklave ist das geheimnisumwittertste Verfahren der katholischen Kirche.
Elisabeth Zschiedrich
Wer nicht viel weiss über das Zeremoniell einer Papstwahl, kennt häufig zumindest das Zeichen für ihr Ende. Ist das neue Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt, steigt weisser Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle.

Bald danach öffnet sich auf der mittleren Loggia des Petersdoms eine Tür. Der Kardinalprotodiakon, aktuell ist das Dominique Mamberti, tritt hinaus und spricht den berühmten Satz: «Habemus Papam – «Wir haben einen Papst».
Ein immer gleiches Ritual
Danach nennt er den Geburts- und Taufnamen des Papstes sowie den Namen, den dieser von nun an als Papst tragen wird. Schliesslich zeigt sich der Gewählte der Öffentlichkeit. Ein Ritual, das sich nach jeder Papstwahl fast gleich abspielt.
Allein der gewählte Papst hat hier Gestaltungsspielraum. Er entscheidet, was er sagt, wenn er sich zum ersten Mal an die Gläubigen und die ganze Welt wendet. Mit seiner unkomplizierten Ansprache und dem weltlichen Gruss «Buonasera» – «Guten Abend» setzte Franziskus gleich zu Beginn seiner Amtszeit ein Zeichen, bevor er wie seine Vorgänger den Apostolischen Segen erteilte.
Das Konklave dauert meist mehrere Tage
Vom Beginn des Konklaves bis zu dem Moment auf dem Balkon des Petersdoms vergehen meist mehrere Tage. Was in der Zwischenzeit passiert, bleibt strikt geheim. Nur die allgemeinen Abläufe sind bekannt.

Nach einer gemeinsamen Messe ziehen die wahlberechtigten Kardinäle durch den Apostolischen Palast des Vatikans in die Sixtinische Kapelle ein. «Extra Omnes!» – «Alle hinaus!», mit diesem Satz des Zeremonienmeisters Diego Giovanni Ravelli beginnt das Wahlverfahren.
Abgeschirmt von der Öffentlichkeit
Ab dann bleiben die Türen verschlossen. Der Begriff Konklave wird abgeleitet vom Lateinischen «cum clave», auf Deutsch «mit Schlüssel». Er bezeichnet sowohl den Ort als auch den Vorgang der Wahl.
Abgeschirmt von der Öffentlichkeit wählen die Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle den Papst. Handy-Nachrichten zu schreiben ist ihnen genauso verboten wie die Benutzung von PCs, Laptops oder Tablets. Sie dürfen keine Zeitungen lesen, nicht Radio hören und schon gar nicht im Internet surfen.

In früheren Zeiten verbrachten die Kardinäle die gesamte Zeit des Konklaves in der Kapelle. Heute übernachten sie abgeschottet von äusseren Einflüssen im Gästehaus Santa Marta.
Kardinäle unter 80 Jahren sind wahlberechtigt
Wahlberechtigt sind alle Kardinäle unter 80 Jahren. Von den derzeit 252 Kardinälen erfüllen 135 dieses Kriterium. Zwei davon, Kurt Koch und Emil Paul Tscherrig, stammen aus der Schweiz. Einen Grossteil der Kardinäle hat Papst Franziskus selbst ernannt, sie sind also zum ersten Mal Teil eines Konklaves.

Eigentlich leitet der Kardinaldekan das Konklave. Da Giovanni Battista Re aufgrund seines Alters jedoch nicht mehr zur Papstwahl zugelassen ist, übernimmt der Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin diese Aufgabe. Er gilt aktuell auch als Wahlfavorit.
Die Papstwahl folgt einem festen, in der Papstwahlordnung, dem «Ordo Rituum Conclavis», niedergeschriebenen Ablauf symbolischer Handlungen. In der Reihenfolge ihrer Ernennung schreitet ein Kardinal nach dem anderen von seinem Platz aus zur Urne. Der Auftrag der Kardinäle ist es, denjenigen zum Papst zu wählen, der «nach dem Willen Gottes gewählt werden muss».
Mutmassungen über Absprachen bleiben Spekulation
Wie die Kardinäle wissen, wer der Richtige ist, ob sie sich untereinander absprechen (was sie offiziell nicht dürfen), ob regionale Interessen eine Rolle spielen oder eher kirchenpolitische Erwägungen, ob der Papst einstimmig gewählt wurde oder nur knapp die erforderliche Zweidrittelmehrheit erlangte, all diese Fragen bleiben offiziell unbeantwortet.

Die Stimmzettel werden im Kanonenofen der Sixtinischen Kapelle verbrannt. Die Teilnehmer des Konklaves verpflichten sich zu absoluter Verschwiegenheit. Nur durch Rauchzeichen erfährt die Weltöffentlichkeit, ob ein Ergebnis feststeht. Schwarzer Rauch bedeutet, dass es noch keine Einigung gab und dass weiter gewählt wird.
Plaudert einer der Kardinäle während oder nach dem Konklave etwas aus, riskiert er, Geheimnisverrat zu begehen und exkommuniziert zu werden. Trotzdem sickern von jeder Papstwahl Details und Insiderinformationen durch, es kursieren Gerüchte und «Konklavetagebücher». Über deren Echtheit kann freilich nur spekuliert werden.
Es war nicht immer so
Auch wenn das Ritual der Papstwahl sehr alt ist, war doch nicht immer alles so wie heute. Vieles, was heute als selbstverständlich gilt, war im Laufe der zweitausendjährigen Kirchengeschichte ganz anders geregelt.
So durfte bis ins neunte Jahrhundert hinein kein Bischof zum Papst gewählt werden. Inzwischen fällt die Wahl in der Regel immer auf einen Kardinal, der bereits Bischof ist. Grundsätzlich kann nach geltendem Kirchenrecht aber jeder männliche Katholik zum Papst gewählt werden.

Auch das Konklave als geschlossene Veranstaltung gibt es erst seit dem zweiten Konzil von Lyon im Jahre 1274. Papst Gregor X. (1271–1276) regelte das Verfahren neu. Zuvor hatten die Papstwahlen teils jahrelang gedauert. Durch das Einschliessen der Kardinäle erhoffte man sich eine größere Disziplin und schnellere Einigung.
Das exklusive Wahlrecht für Kardinäle gilt erst seit dem Jahr 1059.
Die letzte umfassende Reform des Papstwahlrechts erfolgte 1996 unter Johannes Paul II. Mit dem von ihm verfassten Schreiben «Universi Dominici gregi» rückte er das Geheimnis des Konklaves und seine – auch liturgische – Inszenierung noch mehr in den Vordergrund.
Es muss auch nicht immer so bleiben
In letzter Zeit drängten Fachleute wie der italienische Kirchenhistoriker Alberto Melloni immer wieder darauf, die Papstwahlnormen weiter zu verändern. Mellonis Münsteraner Kollege Hubert Wolf entwarf in seinem Buch «Konklave» 2017 sogar eine fiktive «Papstwahlordnung von 2059». Danach würde der Papst von einer «neuen Kirchenversammlung» gewählt, die nur noch zur Hälfte aus Kardinälen und zur anderen Hälfte aus «Laienräten» bestünde.
Seit der Veröffentlichung des Buches von Wolf hat sich zumindest innerhalb des Kardinalskollegiums einiges getan. Zahlreiche Neubesetzungen durch Papst Franziskus haben dafür gesorgt, dass das Kardinalskollegium die realen Zahlenverhältnisse der Katholik:innen weltweit deutlich besser widerspiegelt als früher, als Italiener und Europäer noch stark überrepräsentiert waren.
Ob auch andere reformerische Visionen mit Blick auf die Papstwahl in den nächsten Jahren Wirklichkeit werden, hängt entscheidend davon ab, wer in dem nun beginnenden Konklave zum Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche gewählt wird.