
Gruppenfoto nach der gemeinsamen Ostervesper. Foto: Annalena Müller
Gemeinsames Osterdatum: Christen feiern ökumenische Vesper in Bern
Über 300 Personen feierten gemeinsam in Bern. Mit dabei: viel Kirchenprominenz. Bischof Felix Gmür hielt die Predigt, EKS-Präsidentin Rita Famos pries Maria – und SRF schickte die «Tagesschau».
Annalena Müller
Die Peter und Paul-Kirche in der Berner Rathausgasse war bis fast auf den letzten Platz gefüllt. Gut 300 Personen strömten in die christkatholische Hauptstadtkirche, um an der ökumenischen Vesper teilzunehmen. Eingeladen hatte Christoph Knoch, Berns oberster Ökumeniker, gemeinsam mit der «Arbeitsgemeinschaft der Kirchen Bern» (AKB). Gekommen waren neben Gläubigen auch das «Who is Who» der christlichen Kirchen
Ein Fest – zwei Daten
Ostern ist das wichtigste Fest im christlichen Kalender. Verdichtet auf vier Tage, gedenken Christ:innen dem Verrat und der Vergebung, Jesu Leidensweg, seinem Sterben am Kreuz und dem Triumph über den Tod durch die Auferstehung.
Der Inhalt des Osterfestes ist für alle Konfessionen gleich – abgesehen von kleineren Unterschieden in der Gewichtung einzelner Aspekte. Das Datum allerdings ist seit jeher umstritten. Schon die frühen Christen feierten Ostern an unterschiedlichen Tagen. Einige orientierten sich am jüdischen Pessachfest, andere am darauffolgenden Sonntag.
Vor rund 1700 Jahren einigte man sich auf dem Konzil von Nicäa (325) erstmals auf ein gemeinsames Osterdatum. Bis ins 16. Jahrhundert feierten alle Christen das Fest zur gleichen Zeit. Dann jedoch reformierte Papst Gregor XIII. (†1585) den Kalender. Bis heute existieren – zumindest liturgisch - zwei Kalender und damit zwei Osterdaten: Die Ostkirchen berechnen Ostern nach dem Julianischen Kalender, die Westkirchen nach dem Gregorianischen. Die Folge: Zwei Ostertermine – ausser in bestimmten Jahren, in denen beide Kalender auf dasselbe Datum fallen. 2025 ist ein solches Jahr.
Das Gemeinsame in den Mittelpunkt rücken
Für Christoph Knoch und die «AKB» war das gemeinsame Datum Anlass, nach 2011, 2014 und 2017 erneut eine gemeinsame Feier zu organisieren. «Sich auf das Gemeinsame, nicht das Trennende konzentrieren» – so lautete die Botschaft mehrerer Rednerinnen und Redner in der Peter-und-Paul-Kirche.

Im Mittelpunkt der Vesper stand die biblische Begegnung der Emmaus-Jünger mit dem auferstandenen Jesus. In 15 Sprachen trugen Mitglieder der verschiedenen Gemeinden einen Abschnitt aus dem Lukasevangelium vor:
«Bleib doch bei uns; denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt. Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen. Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr.» (Lk 24,29–31)

Getrennt durch Sprachen und Kalender, vereint in der Botschaft und im Glauben – so lässt sich der Grundgedanke der Oster-Vesper zusammenfassen. Geradezu pfingstlich klang das Vaterunser, das alle Anwesenden gemeinsam – doch in vielen verschiedenen Sprachen – beteten.
Kirchenprominenz und geteiltes Brot
Auch die Besetzung im Altarraum war hochkarätig: Der christkatholische Bischof Frank Bangerter – gewissermassen der Hausherr – begrüsste die Gläubigen und sprach den Segen. Der Basler Bischof Felix Gmür hielt die Predigt. Rita Famos, Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS), las das Magnificat (Marias Lobgesang) auf Vallader. So viel Kirchenprominenz liess sich selbst SRF nicht entgehen – und schickte die «Tagesschau».

Höhepunkt der Feier war das gemeinsame Mahl, ohne den Abendmahlstreit zu tangieren. Nicht Brot und Wein, sondern Brot und Ostereier (wie es in der orthodoxen Kirche Brauch ist) wurden gesegnet. Die Brote wurden im Anschluss an die Anwesenden verteilt – gebacken von der Berner Bäckerei «Reinhard». Die Form der Brote war inspiriert vom Gemälde «Les Pèlerins d’Emmaüs», wie Christoph Knoch erklärte.
Eine historische Randnotiz: Rembrandt vollendete dieses Bild 1648 – im selben Jahr, in dem der blutige Dreissigjährige Krieg zwischen Protestanten und Katholiken mit dem Westfälischen Frieden endete. Weder Rembrandt noch die Unterzeichner des Friedensvertrags hätten sich wohl eine gemeinsame Ostervesper vorstellen können.
Das nächste gemeinsame Osterfest von Ost- und Westkirchen findet übrigens in drei Jahren statt – am 16. April 2028.