
Urs Brosi und Helena Jeppesen-Spuhler haben die Papsteinsetzung genau verfolgt. Fotos: zVg.
So erlebten Schweizer Kirchenpromis die Amtseinführung von Papst Leo
RKZ-Generalsekretär Urs Brosi kommentierte im SRF. Die Delegierte der Weltsynode Helena Jeppesen-Spuhler war auf dem Petersplatz dabei. Wie haben sie die Zeremonie erlebt?
Annalena Müller
Rund 100'000 Menschen haben sich auf dem Petersplatz versammelt, um der Amtseinführung von Papst Leo XIV. beizuwohnen. Auch Helena Jeppesen-Spuhler, Delegierte der Weltsynode, kirchliche Frauenrechtlerin und Netzwerkerin ist für die Amtseinführung nach Rom gereist.
«Leo XIV. hat die Menschen berührt»
«Ich stand in einer riesigen Menschenmenge, die Stimmung war toll und friedlich. Viele der Menschen um mich herum waren sichtlich gerührt von der Botschaft des Friedens, die der Papst gesendet hat. Das ist in der aktuellen Weltlage so wichtig. Und man hat gemerkt, das kam an. Leo hat die Menschen auf dem Platz berührt.»

Für Jeppesen-Spuhler ist es immer eindrücklich, in Rom die Weltkirche auf einem Platz versammelt zu sehen. «Wir haben zum Beispiel mit spanischen Polizist:innen gesprochen, die hier waren, um den italienischen Kolleg:innen auszuhelfen. Es war eine ja eine riesige Menschenmenge und dort die Sicherheit zu gewährleisten, ist eine enorm Herausforderung für die römischen und vatikanischen Behörden. Aber es war alles so friedlich.»
Die Delegierte der Weltsynode hat die Zeremonie mit anderen Teilnehmenden der Synode verfolgt. «Und hat natürlich besonders gefreut, dass Leo in seiner Predigt auch den synodalen Geist erwähnt hat. Er scheint gut auf dem synodalen Kurs zu sein», sagt Jeppesen gegenüber dem «pfarrblatt» und lacht.
Aus dem Zürcher Fernsehstudio
Ganz nah dabei – wenn auch im schweizerischen Zürich – war Urs Brosi. Der Generalsekretär des Dachverbandes der Landeskirchen kommentierte im Studio die Amtseinsetzung des Papstes. Zusammen mit den SRF-Religionsexpert:innen Judith Wipfler, Norbert Bischofsberger und der ehemaligen «Wort zum Sonntag»-Sprecherin und heutigen «Forum»-Co-Leiterin Veronika Jehle führte Brosi durch die Zeremonie.

«Für mich war die Asperges am Anfang eine besonders schöne Geste, als Papst Leo die Gläubigen mit Weihwasser besprengte. Damit wurde der eigentlich an dieser Stelle der Liturgie vorgesehene Bussritus ersetzt. Die Asperges symbolisiert für mich den Gedanken der Synodalität: Wir haben alle eine gemeinsame Basis durch die Taufe.»
«Erwarte keinen grossen Frauenförderer»
Für Brosi lag der Fokus der Zeremonie auf der Predigt: «Ein spannendes Konzentrat der Themen, die den Papst bewegen: Umwelt, soziale Gerechtigkeit und Gewalt. Ambitioniert fand ich die Idee, dass eine geeinte Kirche ein Ferment für die Welt sein kann. Natürlich ist das ein Anspruch, den das Evangelium stellt. Dennoch ist es eine steile Vorlage für ein Papstprogramm», so Brosi. Die Kirche zu einen, damit sie «der Sauerteig» der Welt sein könne, sei ein schön formuliertes Ziel. «Aber die Frage bleibt: Wie mache ich das, ohne – wie bei Johannes Paul II. – Verordnungen zu erlassen und Abweichler zu sanktionieren? Es wird spannend sein zu sehen, wie Leo dieses Thema angehen wird.»
Dass die Zeremonie sehr männlich dominiert war, ist dem obersten Schweizer Laienkatholiken aufgefallen. «Eine solche Messe wäre bei uns natürlich nicht mehr vorstellbar – also, dass Frauen nur als Lektorin und Fürbitterin auftreten. Ich erwarte nicht, dass Leo als der grosse Frauenförderer in die Kirchengeschichte eingehen wird. Aber wenn er den Weg von Franziskus weitergeht und Frauen in leitende Funktionen der Kurie beruft, ist das ein wichtiger Schritt hin zur Selbstverständlichkeit. So schwer es für uns in der Schweiz ist: Weltkirchlich sind wir von dieser Selbstverständlichkeit noch weit entfernt.»
Angesprochen auf seine Krawatte mit Petersdom-Logo lacht der Kirchenrechtler: «Sie ist ein Geschenk des Thurgauer Kirchenrats dafür, dass ich 2016 die Romreise organisiert habe. Heute schien mir eine gute Gelegenheit, sie hervorzuholen.»