Trauer um Papst Franziskus. Der Pontifex ist am 21. April verstorben. Foto KNA

Ticker: Kardinäle strömen nach Rom

Kardinäle strömen nach Rom, tägliche Treffen in Vor-Konklave. Alle aktuellen Informationen und Hintergründe im «pfarrblatt»-Ticker. Aktualisiert: 24.04., 17:49

 

Annalena Müller/Redaktion «pfarrblatt»

Zuletzt aktualisiert: 24. April, 17:49

Kardinäle strömen nach Rom

Am Donnerstagmorgen sind die bereits im Vatikan angekommenen Kardinäle zu einem dritten offiziellen Treffen zusammenkommen. Die Zahl der Purpurträger, die in der Ewigen Stadt ankommen, steigt kontinuierlich. Nahmen Dienstag erst 60 Kardinäle an dem täglichen Treffen teil, waren es am Mittwoch beim zweiten Treffen bereits 103. 

Die Treffen werden Generalkongregationen genannt. Anders als zum Konklave, das den Papst wählt, haben alle 252 Kardinäle Zugang, also auch jene, die bereits 80 Jahre oder älter sind. Die Generalkongregationen in der Sedisvakanz - in der Zeit nach dem Tod eines Papstes und vor der Wahl eines neuen - gelten als Vor-Konklave. Hier wird bereits sondiert und nach möglichen Kandidaten gesucht.

Beim eigentlichen Konklave sind nur die 135 Kardinäle unter 80 Jahren wahlberechtigt. Aus gesundheitlichen Gründen hatten zunächst zwei abgesagt. Der bosnische Kardinal Vinko Puljic (79) wird aber doch am Konklave teilnehmen. Wie sein Erzbistum am Donnerstag mitteilte, hat der emeritierte Erzbischof nach ärztlicher Rücksprache grünes Licht für die Reise nach Rom erhalten. Ursprünglich hatte Puljic aus gesundheitlichen Gründen eine Teilnahme ausgeschlossen.

Die Zahl der wahlberechtigten Kardinäle überschreitet die eigentliche Höchstgrenze von 120 deutlich. Allerdings ist die Obergrenze nur eine Empfehlung, die ein Papst bei der Kardinalsernennung ignorieren kann.

Datum für Konklave noch unbekannt

Bisher hat der Vatikan kein Datum für den Beginn des Konklaves genannt. Es ist anzunehmen, dass die Ankündigung nach der Beerdigung geschieht. Im Anschluss an die Grablegung beginnt die neuntägige Trauerzeit, die sogenannte «novendiale». Sie endet am 4. Mai. Der frühestmögliche Beginn des Konklaves wäre der 5. Mai - 15 Tage nach seinem Tod und nach Ende der offiziellen Trauerzeit. Der späteste Zeitpunkt wäre der 10. Mai, 20 Tage nach dem Tod des Papstes. So will es das vatikanische Protokoll.

 

SBK kündigt Gedenkgottesdienst in Bern an

Wie die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) am Mittwochabend mitteilte, wird die SBK am kommenden Dienstag (29.4.) in der Berner Dreifaltigkeitskirche einen Gedenkgottesdienst für Papst Franziskus feiern. Die Messe wird um 18:00 beginnen.

Neben den Mitgliedern der Bischofskonferenz wird auch die Römisch-Katholische Zentralkonferenz vertreten sein. Das bestätigte deren Generalsekretär Urs Brosi gegenüber dem «pfarrblatt». Auch Nuntius Martin Krebs, der päpstliche Gesandte in der Schweiz, wird an der Messe teilnehmen.

Ebenfalls bekannt gab die SBK, dass Jean-Marie Lovey die Bischofskonferenz bei der Beerdigung des Papstes in Rom vertreten werde.

Kurt Koch würdigt Papst Franziskus

In einem Interview mit Radio Vatikan würdigte der frühere Basler Bischof, Kardinal Kurt Koch, den verstorbenen Papst. Unter Franziskus war Koch Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen. Seit dem Papsttod sind alle Vatikanämter vakant.

Koch würdigte Papst Franziskus als «spontan, feinfühlig und aufmerksam». Der verstorbene Pontifex habe die Kirche tief geprägt – auch durch seinen unermüdlichen Einsatz für die Ökumene. «Für ihn war es sehr wichtig, die Beziehungen zu den anderen christlichen Kirchen zu pflegen, und zwar auf dreifachem Wege. Er hatte immer gleichsam diese trinitarische Formel gewählt ‚camminare insieme, pregare insieme, collaborare insieme’, also ‚Miteinander gehen, miteinander beten, miteinander arbeiten‘».

Koch fürchtet nicht, dass der eingeschlagene Weg zur synodalen Kirche nun in Gefahr sein. Schliesslich sei Synodalität ja nicht von Papst Franziskus erfunden worden. «Synodalität ist ein altes Thema, wenn wir in die alte Kirche schauen: Die Kirche ist hierarchisch und synodal. Johannes Chrysostomos, der grosse Heilige, hat ja klar gesagt: ‚Synodalität ist ein anderes Wort für Kirche‘. Kirche i s t Synodalität im ursprünglichen Wortsinn ‚miteinander gehen, gemeinsam auf dem Weg sein‘. Dann war es Papst Paul VI., der die Bischofssynode eingeführt hat, und alle Päpste seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil sind auf diesem Weg weitergegangen, in verschiedener Art und Weise – bei Papst Franziskus sehr explizit, mit der Bischofssynode.»

Vom Tod des Papstes am Ostermontag habe Koch im Campo Santo Teutonico erfahren, als er dort gerade die Messe zelebrierte. «Vor der Kommunion hat mir dann jemand mitgeteilt, dass der Papst gestorben ist. Ich sagte: ‚Gut, vor der Kommunion bleiben wir ruhig‘, aber nach dem Schlussgebet habe ich dann die Verkündung gemacht und die Menschen eingeladen, das Vaterunser, ‚Gegrüsset seist du Maria‘ und ‚Ehre sei dem Vater‘ zu beten.»

Zuletzt begegnet ist Kardinal Koch dem Papst vor 14 Tagen. «Ich hatte Gottesdienst bei der Schweizer Garde in der Kapelle und bin nach Hause gegangen, ohne zu wissen, dass der Papst auf den Petersplatz gegangen war. Ich ging hinten bei der Basilika nach Hause, und als ich da durchkam, kam er gleich mit seinem Rollstuhl, und da konnte ich ihn begrüssen und ihm alles Gute wünschen.»

Papst Franziskus wird im Petersdom aufgebahrt

Am Mittwochmorgen wird der Leichnam feierlich in den Petersdom überführt. Die Prozession führt laut Vatican News über die Piazza Santa Marta und die Piazza dei Protomartiri Romani durch den Glockenbogen auf den Petersplatz. Vatican News überträgt ab 09.00 live. Hier geht es zum Stream.

Bis am Freitag können Gläubige Abschied vom verstorbenen Pontifex nehmen. Der Petersdorm hat seine Öffnungszeiten verlängert: am heutigen Mittwoch von 11 - 24 Uhr , am Donnerstag von 7 - 24 Uhr und am Freitag von 7 bis 19 Uhr. Am Freitagabend erfolgt die Schliessung des Sarges für die Totenmesse tags darauf. 

Zahlreiche Staatsoberhäupter zur Beerdigung erwartet

Aus der Schweiz reist Karin Keller-Sutter an. Die Katholikin präsidiert dieses Jahr den Bundesrat. Auch aus anderen Ländern haben sich zahlreiche Staatsoberhäupter angekündigt. Darunter zahlreiche Katholiken wie der französsiche Präsident Macron, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der vermutlich neue deutsche Bundeskanzler, Friedrich Merz. 

Aus den USA hat Donald Trump sein Kommen angekündigt und auch der Ukrainische Präsident Selensky wird in Rom erwartet. Nicht kommen wird Wladimir Putin - wohl auch, weil es einen internationalen Strafbefehl gegen ihn gibt und er mit seiner Verhaftung rechnen müsste. Aus Franziskus' Heimat reist eine siebenköpfige Delegatino unter Führung von Präsident Xavier Milei an.

 

St. Galler Bischofswahl verschoben

 

«Der Tod von Papst Franziskus hat Auswirkungen auf die St.Galler Bischofswahl. Nach Rücksprache von Domdekan Guido Scherrer mit dem Nuntius wird die Bischofwahl von morgen Mittwoch, 23. April, verschoben», heisst es in der Mitteilung des Bistums.

Der Grund: Der neu gewählte Bischof muss nach der Wahl vom Papst ernannt werden; «das heisst Bischofswahl und Ernennung sind verbunden. Nach Rücksprache mit dem Nuntius kann die Bischofwahl aus diesem Grund nicht stattfinden und wird verschoben. Die Sitzung des Kollegiums wurde nach Absprache von Administrationsratspräsident Armin Bossart und dem Präsidenten des Kollegiums Bernhard Krempl ebenfalls verschoben. Somit finden weder die Wahlsitzung des Domkapitels noch die Sitzung des Kollegiums statt. Der Domdekan bleibt mit dem Nuntius in Kontakt. Wir werden Sie darüber informieren, sobald das neue Datum für die St.Galler Bischofswahl feststeht.»

Der Tod von Papst Franziskus bringt den enggetakteten Kirchenkalender durcheinander. Ebenfalls verschoben wurde die Heiligsprechung von Carlo Acutis, dem «Influencer Gottes». Papst Franziskus hatte Acutis, der im Alter von nur 15 Jahren starb, eigentlich kommenden Sonntag heilig sprechen wollen. Acutis gestaltete bereits mit zehn Jahren eigene Webseiten und legte ein Online-Verzeichnis von Wundern an. So wurde der Teenager zum «Influencer Gottes». Seine Heiligsprechung soll nach der Papstwahl nachgeholt werden.

Auch die Schweizer Garde verschob ihre Vereidigung, die am 6. Mai hätte stattfinden sollen. Der neue Termin werde zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben, hiess es in der Medienmitteilung.

Papst Franziskus wird am Samstag (26.4.) bestattet

Am Dienstagvormittag gab der Vatikan bekannt, dass die Beerdigung von Papst Franziskus am kommenden Samstag um 10.00 stattfinden wird

Derzeit befindet sich Franziskus' Leichnam in seiner Residenz im Vatikan, im Gästehaus Santa Maria. Mitarbeiter und Beamte des Vatikans können dort dem Papst die letzte Ehre erweisen.

Voraussichtlich am Mittwoch wird der Leichnam von Papst Franziskus in den Petersdom überführt, damit Gläubige dort vom Oberhaupt der katholischen Kirche Abschied nehmen können. Seine letzte Ruhestätte wird Franziskus in der Basilika Santa Maria Maggiore finden.

 

Papst starb an Hirnschlag

Papst Franziskus ist nach langer Krankheit an einem Hirnschlag gestorben. Der Vatikan veröffentlichte am Abend des Ostermontags den Totenschein, ausgestellt vom Chef der vatikanischen Gesundheitsdienste, Professor Andrea Arcangeli. Der Heilige Vater verstarb am Ostermontag um 7.35 Uhr in seiner Wohnung in der Casa Santa Marta. 


Die Beerdigung - Franziskus hat das Protokoll entschlackt

Elisabeth Zschiedrich

Ein Kennzeichen des Pontifikats von Franziskus war sein vergleichsweise bescheidenes Auftreten und Leben. Anders als seine Vorgänger wohnte er nicht im prunkvollen Apostolischen Palast, sondern im vatikanischen Gästehaus Santa Marta. Statt grosser Dienstwagen nutzte er Autos der italienischen Marke Fiat. Ausserdem betonte er immer wieder seine Rolle als einfacher Hirte und Jünger Christi. 
 


Auch beerdigt werden wollte Franziskus als «normaler Christ». Daher veranlasste er 2024 eine Neuausgabe des liturgischen Buches «Ordo Exsequiarum Romani Pontificis». Dieses regelt die Begräbnisfeiern eines Papstes. 

Trauerrituale an drei Orten 

Die päpstlichen Trauerrituale finden traditionell an drei Orten statt: im Wohnhaus des Papstes, im Petersdom und am Ort der Beerdigung. Diese drei klassischen «Stationen» hat Franziskus beibehalten. Die einzelnen Riten und die dafür vorgesehenen liturgischen Texte hat er aber vereinfacht und zum Teil gestrichen. Der Begräbnisvorgang ist so insgesamt deutlich kürzer als bei früheren Päpsten. 

Am Beginn der neuntägigen Trauerzeit steht die offizielle Feststellung des Todes durch den Kardinalkämmerer Kevin Farrell. Diese erfolgte bei Franziskus gestern Abend nicht in seinem Zimmer, wie bei seinen Vorgängern, sondern in der Kapelle des Gästehauses Santa Marta. Direkt danach wurde der verstorbene Papst in einen einfachen mit Zink ausgekleideten Holzsarg gelegt. 

Aufbahrung im Sarg, nicht auf einem Podest 

Voraussichtlich am Mittwoch wird der Sarg mit dem Leichnam des Papstes in den Petersdom gebracht. Anders als noch Benedikt XVI. wird Franziskus im Petersdom nicht frei liegend, auf Kissen gebettet auf einem Podest, dem sogenannten Katafalk, aufgebahrt. Die Gläubigen werden von Franziskus stattdessen am offenen Sarg Abschied nehmen können. Anders als bisher üblich wird der päpstliche Bischofsstab dabei nicht neben dem Sarg liegen. Am Abend vor der Totenmesse wird der Sarg geschlossen. 
 


Der Sarg wird ein mit Zink ausgekleideter Holzsarg sein. Die für Päpste traditionell festgeschriebenen drei Särge aus Zypresse, Blei und Eiche hat Franziskus abgeschafft. Dadurch entfällt auch das Ritual des Verschachtelns des inneren Sarges mit zwei äusseren. 

Beerdigung ausserhalb des Vatikans 

Die Beerdigung des Papstes soll innerhalb von vier bis sechs Tagen nach seinem Tod stattfinden. Auf seinen Wunsch hin wird Franziskus ausserhalb des Vatikans in der Basilika Santa Maria Maggiore beigesetzt. Die meisten seiner Vorgänger sind in den Grotten unter dem Petersdom begraben. 
 


Die grösste Marienkirche Roms hatte für Franziskus schon vor seiner Amtszeit als Papst eine besondere Bedeutung. Wenn er als Bischof und Kardinal in die Ewige Stadt kam, ging er am Sonntagmorgen immer dorthin. Als Papst betete er vor und nach jeder Auslandsreise vor der Marienikone in der Basilika. Der letzte Papst vor Franziskus, der nicht im Petersdom bestattet wurde, war Leo XIII. Er verstarb 1903 und fand seine letzte Ruhe in der Lateranbasilika. In Santa Maria Maggiore wurden vor Franziskus schon sieben Päpste begraben. 

Konklave in gut zwei Wochen 

Nach der Beerdigung des Papstes beginnt eine neuntägige Trauerzeit. Es gibt verschiedene Gedächtnismessen für den Papst im Petersdom. Die bereits in Rom eingetroffenen Kardinäle treffen sich ausserdem täglich und beraten über das weitere Vorgehen. Sie bestimmen auch den Zeitpunkt für den Beginn der Papstwahl. Das Konklave beginnt in der Regel zwischen dem 15. und dem 20. Tag nach dem Tod des Papstes, also voraussichtlich in gut zwei Wochen. 

Den Vorsitz übernimmt Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Eigentlich wäre dies die Aufgabe des Kardinaldekans Giovanni Battista Re. Der 91-Jährige ist aufgrund seines Alters jedoch nicht mehr zur Papstwahl zugelassen. Am Konklave dürfen nur Kardinäle teilnehmen, die das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.