Habemus Papam: Leo XIV.

Das war der erste Auftritt von Papst Leo XIV.

Leo XIV.: Die Namenswahl und die Ansprache des neuen Papstes versprechen ein politisches Pontifikat. Eindrücke des Abends in Rom.

Annalena Müller

Fotos: Vatican Media

Im Vorfeld des Konklave wurde spekuliert, dass es länger dauern könnte. Als mögliche Gründe wurden vor allem die Grösse des Wahlkollegiums – mit 133 Kardinälen das grösste in der Geschichte – sowie der Umstand genannt, dass sich viele der Papstwähler untereinander kaum kannten. Innerlich war man darauf eingestellt, dass die Möwen beim Schornstein noch eine Weile die Hauptattraktion sein würden.


Doch es kam anders. Bereits am zweiten Tag des Konklaves, um kurz nach 18:00, strömte weisser Rauch aus dem Schornstein. Die Menschen auf dem Petersplatz – Tausende hatten sich bereits eingefunden – brachen in lauten Jubel aus. Habemus Papam!
 


«Viva il papa»-Rufe, Applaus, Tränen auf dem Petersplatz. Verdutzte Reaktion unter den Journalisten. So schnell, darauf war niemand eingestellt. Weniger verdutzt reagieren die Menschen in Rom. Die Drohnenbilder zeigen, wie Zehntausende die Via della Conciliazione Richtung Petersplatz stömen, um den neuen Papst zu begrüssen.
 


Das Wahlrecht liegt allein beim Kardinalskollegium. Aber eine Tradition aus der Frühzeit der Kirche hat sich bewahrt. Nach der Wahl tritt der neue Pontifex vor das Volk und lässt seine Wahl durch die Akklamation bestätigen.
 


Während die Menschen warten um zu erfahren, wer der neue Papst ist, bereitet sich die Schweizergarde und die italienische Polizei und Armee vor, den neuen Papst zu empfangen. Gespielt wird die Vatikan-Hymne und die italienische Nationalhymne.
 


Eine knappe Stunde nach dem weissen Rauch betritt Kardinalprotodiakon Dominique Mamberti die Benediktionsloggia und verkündet den wartenden Menschen auf dem Platz und online: die Wahl des 267. Pontifex auf dem Balkon des Petersdoms.
 


«Annuntio vobis gaudium magnum: habemus Papam!» Dann folgt ein Name, mit dem wenige ernsthaft gerechnet haben (das «pfarrblatt» immerhin hatte ihn auf der Liste der Favoriten!).

«Dominum Robertum Franciscum, Sanctae Romanae Ecclesiae Cardinalem Prevost, qui sibi nomen imposuit Leonem XIV.». Zu Deutsch: Robert Francis Prevost, der sich Leo XIV. nennen wird. 
 


Leo XIV. ist der erste US-Amerikaner auf dem Stuhle Petri. Etwas, das lange geradezu als unmöglich galt. Und dass in der aktuellen weltpolitischen Lage auch nicht unbedingt naheliegend war. 
 


Kurz darauf trat der sichtlich gerührte Papst auf die Benediktionsloggia – begrüsst vom jubelnden Volke Gottes, das seinen Namen «Leone» skandierte. Was der Papst nicht weiss – aber wahrscheinlich ahnt – der immer twitternde Präsident seines Heimatlandes lässt sich diesen Moment nicht entgehen.

Er freue sich bereits auf das Treffen mit dem Papst, das ein sehr bedeutendes sein werde, schreibt Trump auf seinem Nachrichtendienst. Aber wenn er sich die Rede des neuen Papstes angehört hat – und dessen Namen zu interpretieren weiss – dann müsste selbst für ihn absehbar sein, dass er wenig Freude an Leo XIV haben wird.
 


Sein Namensvorgänger Leo XIII. (†1903) gilt als ein besonders politischer Papst. Und die erste Rede von Leo XIV. lässt erahnen, dass auch dieser sich nicht zurückhalten wird. Leo bekennt sich zum unbedingten Frieden, zum Dialog, um Konflikte zu überwinden, zur synodalen und offenen Kirche, zur Bekämpfung der Armut und zum Erbe von Papst Franziskus.