Die Kardinäle beim Einzug ins Konklave 2005. Foto: kna

«Alle hinaus» und Blick auf die Hölle: Das Konklave beginnt

Am Mittwoch schliessen sich 133 Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle ein, um den neuen Papst zu wählen. Mit einem ersten Rauchzeichen ist ab 19 Uhr zu rechnen.

 

Sylvia Stam

Das Konklave für die Nachfolge von Papst Franziskus beginnt am Mittwoch um 10 Uhr mit einer Messe. Um 15 Uhr wird im Vatikan das Telefonnetz abgeschaltet, damit die Kardinäle nicht mit der Aussenwelt kommunizieren können. Dies bis zur offiziellen Verkündigung des neuen Papstes. Ab 16.30 Uhr beginnt mit dem Einzug der 133 wahlberechtigten Kardinäle in die Sixtinische Kapelle das eigentliche Konklave. 

Wahlberechtigt bedeutet, dass die Kardinäle unter 80 Jahre alt sein müssen. Dies wären 135 der insgesamt 252 Kardinäle. Ein spanischer und ein kenianischer Kardinal haben sich jedoch krankheitsbedingt abgemeldet, wie Vatikanjournalisten berichten, daher sind es nur 133 Papstwähler. 108 davon nehmen erstmals an einem Konklave teil.
 


Zwei verjüngte Kardinäle

Funfact: Einer der beiden Kranken, der Kenianer John Njue, war im vergangenen Jahr «verjüngt» worden, wie das Portal der Erzdiözese Köln, Domradio.de, meldet. Sein Geburtstag im Päpstlichen Jahrbuch 2024 war von 1944 auf den 1. Januar 1946 geändert worden, womit Njue zu den wählbaren Kandidaten unter 80 gehört. Nebst Njue soll auch  der Eintrag für Philippe Ouédraogo, emeritierter Erzbischof aus Burkina Faso, vom 4. Januar 1945 auf den 31. Dezember 1945 geändert worden sein. Von Ouédraogo ist bislang nicht bekannt, dass er sich krank gemeldet hätte. 

In der Sixtina angekommen, schwören die 133 Kardinäle mit der Hand auf dem Evangelium, sich an die Vorschriften zu halten, sprich: Geheimhaltung zu wahren und mit niemandem zu kommunizieren. 
 


Blick auf Michelangelos «Eingang zur Hölle»

Dann ruft der  Zeremonienmeister Diego Ravelli «Extra omnes» (Alle hinaus), worauf alle, die nicht wahlberechtigt sind, die Kapelle verlassen und deren Türen verschlossen werden. Nach einer Meditation folgt der erste Wahlgang. 

Geleitet wird das Konklave vom ranghöchsten Kardinal Pietro Parolin, der selbst als möglicher Papstkandidat gehandelt wird. Zum Wählen schreiten die Kardinäle einzeln zum Altar, die Hand mit dem Wahlzettel erhoben. Sie sprechen die vorgeschriebene Eidformel und lassen den Zettel von einem Teller in die Urne rutschen. 

Laut Vatican News blicken die Kardinäle dabei auf den Eingang zur Hölle auf Michelangelos «Jüngstem Gericht» und geloben: «Ich rufe Christus, der mein Richter sein wird, zum Zeugen an, dass ich gewählt habe, von dem ich glaube, dass er nach Gottes Willen gewählt werden sollt».
 


Rauchzeichen erst nach 19 Uhr

Um einen neuen Papst zu wählen, braucht es eine Zweidrittelmehrheit, also 89 Stimmen. Nach jedem Wahlgang werden die Stimmzettel verbrannt. Denn die Papstwahl darf keine Spuren hinterlassen. Laut Vatikanmedien ist erst nach 19 Uhr mit einem ersten Rauchzeichen zu rechnen. Dass am ersten Tag bereits weisser Rauch aufsteigt, halten Kenner für sehr unwahrscheinlich. An den Folgetagen finden vormittags und nachmittags je zwei Wahlgänge statt. Wenn bis Samstagabend kein neuer Papst gewählt ist, gibt es am Sonntag eine Konklave-Pause. Laut Vatican-News dürfen die Kardinäle dann untereinander auch Gespräche führen. Insider rechnen ab dem vierten oder fünften Wahltag mit Kompromisskandidaten. 

A propos Rauch: Damit das Rauchzeichen auch eindeutig ist, werden seit der Wahl Benedikts im Jahr 2005 dem Feuer chemische Substanzen beigemischt: Weisser Rauch entsteht durch das Verbrennen von Laktose, schwarzer durch Naphthalin. Dieses wird in einem separaten Ofen verbrannt, parallel zur Verbrennung der Stimmzettel. Davor entstand der schwarze Rauch durch Verbrennen der Stimmzettel, der weisse durch Beimischen von nassem Stroh.