Nuntius Martin Krebs, Bischof Charles Morerod, Bischof Felix Gmür und die restlichen SBK-Mitglieder gedachten dem verstorbenen Papst. Foto: Pia Neuenschwander

Abschied in Bern: Nuntius, Bischofskonferenz und Gläubige gedenken Papst Franziskus

Mehrere hundert Menschen haben in der Berner Dreifaltigkeitskirche dem verstorbenen Papst gedacht. Ein bewegender Gottesdienst für Kirchenpromis und Gläubige.

 

Annalena Müller

Eigentlich ist Rom von Bern aus weit entfernt. Die Geschehnisse der Weltkirche, der Vatikan – das spielt im Alltag der hiesigen Katholik:innen kaum eine Rolle. Doch dieser Tage ist das anders: Der Tod von Papst Franziskus bewegt die Menschen auch in der Schweiz. Am Dienstagabend (29.4.) kamen Hunderte in die Berner Dreifaltigkeitskirche, um dem Papst zu gedenken.

 


Eingeladen zum Gedenkgottesdienst hatte die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) gemeinsam mit dem apostolischen Nuntius für die Schweiz und Liechtenstein, Martin Krebs. Gekommen waren Gläubige aus Bern, aus den Missionen, Seelsorgende als Vertreter:innen ihrer Gemeinden sowie Repräsentanten verschiedener katholischer Laienorganisationen – etwa die Ritter vom Heiligen Grab.

Übertragung der Messe in sozialen Medien

Auch das Präsidium der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz (RKZ), ranghohe Vertreter:innen verschiedener kirchlicher Gremien, Mitglieder des diplomatischen Corps sowie Bundeskanzler Viktor Rossi waren anwesend. Wer nicht persönlich nach Bern kommen konnte, hatte dennoch die Möglichkeit, der Andacht beizuwohnen: Das Berner «pfarrblatt» streamte live auf Instagram, das Katholische Medienzentrum übertrug via YouTube. Es wehte mehr als nur ein Hauch von Politik an diesem Abend durch die Bernische Basilika Minor.
 

 


Nuntius Krebs führt durch Andacht

Durch die Andacht führte Erzbischof Krebs. Er erinnerte an den Papst und die grosse weltweite Sympathie, die dieser genossen habe – was sich nicht zuletzt in den zahlreichen berührenden Nachrufen zeige, die nach dem Hinscheiden des Papstes erschienen seien. Das Engagement des Papstes für Arme, Migranten, den Frieden und den Schutz der Umwelt habe viele Menschen bewegt und sie dazu ermutigt, eigene Beiträge zu diesen wichtigen Themen zu leisten.
 


In seiner Predigt ging Charles Morerod, Präsident der SBK, auf drei zentrale Säulen im Denken des verstorbenen Papstes ein: Erstens die Bedeutung der Freude, die das Christentum verbreiten solle – eine Idee, die Papst Franziskus in seinem ersten Apostolischen Schreiben «Evangelii Gaudium» (2013) ins Zentrum stellte. 

Menschen und Synodalität

«Wir müssen Freude anbieten, statt Moralvorstellungen aufzuzwingen», erinnerte Morerod. Einbinden und Willkommenheissen – statt eine vermeintliche Reinheit bewahren zu wollen. Franziskus habe die Kirche daran erinnert, Menschen mit Namen und nicht mit Adjektiven zu begegnen. Man solle nicht fragen, was jemand sei – «katholisch, nicht-katholisch, verheiratet, geschieden, queer oder straight» –, sondern wer: Welches Leben führt dieser Mensch, was braucht er?
 


Zweitens hob Morerod die Bedeutung der Enzyklika «Laudato si’» (2015) hervor – die erste päpstliche Schrift, die den Schutz und die Bewahrung der Umwelt in den Mittelpunkt stellte. Drittens erinnerte er an den von Franziskus angestossenen weltweiten synodalen Prozess, mit dem der Papst eine lange kirchliche Tradition wiederbelebt habe. Schon Katharina von Siena habe den damaligen Papst, der in Avignon residierte, dazu aufgefordert, nach Rom zurückzukehren – und der Papst habe auf sie gehört. «Das war schon Synodalität», meinte Morerod mit einem Augenzwinkern.
 


Während in kaum einer Predigt oder in Nachrufen der vergangenen Tage die Enzykliken des Papstes, sein Einsatz für Randständige und sein Verständnis einer offenen Kirche fehlten, fand der synodale Prozess vergleichsweise wenig Beachtung – obwohl Papst Franziskus immer wieder betont hatte, wie wichtig dieser Teil seines Erbes für ihn sei. Noch in den letzten Wochen seines Lebens berief er eine Kirchenversammlung für das Jahr 2028 ein, die über den Fortschritt des synodalen Prozesses aus den Ortskirchen berichten soll.

Es liegt in der Natur einer Messe, zu der die Bischofskonferenz einlädt und die vom apostolischen Nuntius präsidiert wird, dass der synodale Geist nicht im Vordergrund steht. Umso bemerkenswerter, dass ihn der Präsident der SBK explizit betonte. Ebenfalls wünschenswert wäre, dass Gläubige sich in ein Kondolenzbuch eintragen könnten. Bisher scheint die Nuntiatur nur Mitgliedern des diplomatischen Corps Zugang zu gewähren, wie aus einem Tweet der norwegischen Botschafterin ersichtlich ist. Die Anfrage des «pfarrblatt», ob der Zugang auch allgemein geöffnet werde, blieb bislang unbeantwortet.