
Mit klarer Mehrheit entschieden die Delegierten, dem neuen Namen "Frauenbund Schweiz" zuzustimmen. Foto: Frauenbund Schweiz
Mit klarer Mehrheit entschieden sich die Delegierten des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds für die Streichung des Begriffs «katholisch» aus dem Namen. Neu heisst der nationale Dachverband «Frauenbund Schweiz».
Sylvia Stam
Der Schweizerische Katholische Frauenbund heisst neu «Frauenbund Schweiz». Zum Namen gehört der Claim «Überraschend anders katholisch». Die Delegierten entschieden sich an ihrer Versammlung vom 23. Mai in Visp (VS) mit 153 zu 5 für die Namensänderung. Der Antrag ging auf den Verbandsvorstand zurück und hatte im Vorfeld medial für grosse Diskussionen gesorgt.
Katharina Jost, designierte Co-Präsidentin, fasste vor der Abstimmung die Gründe für den Namenswechsel nochmals zusammen: Der bisherige Name sei schwerfällig, das Kürzel SKF werde nicht verstanden. Der Begriff «katholisch» sei negativ behaftet und werde von 80 Prozent der Bevölkerung mit Klerikalismus und Missbrauch in Verbindung gebracht. Sie betonte, dass sich am Inhalt und an der Werthaltung des Frauenbunds nichts ändern werde. Der Frauenbund stehe weiterhin für «ein gutes Leben für alle» ein. Doch «wir schaffen es nicht, «katholisch» positiv nach aussen zu tragen. Wir glauben, Jesus Christus würde sagen: Nicht am Namen erkennt ihr sie, sondern an den Taten», so Jost. Ein Votum, das spontanen Applaus auslöste und bereits ein Barometer für die Schlussabstimmung darstellte.

«Wir sind immer noch Christinnen»
In der Diskussion vor der Abstimmung wurde deutlich, dass die christlichen Werte und die Verwurzelung in der katholischen Kirche weder von Befürworterinnen noch von Gegnerinnen der Namensänderung in Frage gestellt wurden: «Wir sind trotz allem immer noch katholisch, wir geben unser katholisches Selbstverständnis nicht auf», «es geht um das Herzstück unseres Namens», «katholisch ist mehr als nur ein Wort, es ist unser Fundament, die Quelle unserer Inspiration und unserer Werte», lauteten einige Voten von Gegenerinnen der Namensänderung.
Etwa gleich viele Frauen gaben ein Votum für die Namensänderung ab: «Wir sind immer noch Christinnen», «endlich schliessen wir niemanden mehr aus». Der Befürchtung, dass kirchliche Geldgeber die Unterstützung streichen könnten, sollten die Frauen entgegenhalten: «Dann bekommt ihr auch nichts mehr von unseren Leistungen».
Neuer Name nur für nationalen Dachverband
An der Versammlung gab vor allem zu reden, ob und wie verbindlich der Claim «Überraschend anders katholisch» zum Namen gehören soll. Ein Antrag, den Claim als visuelles Element des Logos verbindlich im Namen zu führen, wurde mit 100 zu 57 Stimmen angenommen. Der Claim bleibt jedoch vorderhand eine Kommunikationsmassnahme. Ob er als Teil des Namens in die Statuten aufgenommen werden soll, darüber wird an der DV 2026 entschieden.

Die einzelnen Delegierten waren frei in ihrer Entscheidung, für oder gegen den Namenswechsel zu stimmen. Der neue Name gilt nur für den nationalen Dachverband. Die Kantonalverbände ebenso wie die Ortsgruppen sind in ihrer Namensgebung frei. 89 Prozent der Ortsvereine tragen das «Katholisch» nicht im Namen.
Drohungen aus kirchlichen Gremien
Die Heftigkeit der Diskussionen habe den Vorstand überrascht, aber auch gefreut, hatte die abtretende Präsidentin Simone Curau-Aepli zu Beginn der Versammlung gesagt. Befremdet hätten allerdings manche Drohungen von Personen aus kirchlichen Gremien zuhanden von Kantonalverbänden, keine Empfehlungsschreiben mehr zu verfassen, wenn der Dachverband den Namen ändern sollte.
Wenig Freude dürfte auch der Walliser Bischof Jean-Marie Lovey haben, der am Vormittag ein Grusswort vortrug. «Ein qualifizierendes Adjektiv präzisiert ein Wort näher», so der Bischof. «Zum Beispiel macht das Wort Obst- im Obstbaum deutlich, dass der Baum Früchte trägt. Wird diese genauere Bezeichnung weggelassen, bleibt unklar, um welche Art Baum es sich handelt». Lovey war jedoch an der Abstimmung selbst nicht mehr anwesend.
Neues Co-Präsidium
Mit standing ovations wurde Simone Curau-Aepli als Präsidentin verabschiedet. Sie hatte den Frauenbund neun Jahre lang präsidiert. Mit grossem Applaus wurden Katharina Jost Graf (Luzern) und Pia Viel (Aargau) als neue Co-Präsidentinnen gewählt. Damit hat der Frauenbund erstmals ein Co-Präsidium. Mit Jost ist zudem erstmals eine Theologin im Präsidium. Ausserdem wurde Barbara Schmid-Federer, ehemalige Nationalrätin und leibliche Schwester von Abt Urban Federer, neu in den Vorstand gewählt. (aktualisiert: 15.50h)