
Beat Grögli ist neuer Bischof von St. Gallen. Foto: Bistum St. Gallen.
Beat Grögli wird neuer Bischof von St. Gallen
Er galt als Kronfavorit: Der Wiler Beat Grögli wird neuer Bischof von St. Gallen.
Annalena Müller
Das Domkapitel hat ihn gewählt, Papst Leo XIV. hat ihn bestätigt: Beat Grögli ist der zwölfte Bischof von St. Gallen. Er folgt auf Markus Büchel, der nach Erreichen der Altersgrenze von 75 Jahren seinen Rücktritt eingereicht hatte. Beat Grögli wird am 5. Juli in St. Gallen die Bischofsweihe empfangen.
St. Galler Urgestein
Grögli, geboren 1970, ist nun der jüngste Bischof der Schweiz und tritt damit die Nachfolge von Felix Gmür (Jahrgang 1966), Bischof von Basel, als jüngster Amtsinhaber an. Geboren wurde Grögli in Wil SG. Das 25’000-Einwohner-Städtchen an der Grenze zum Thurgau stellt damit – neben der Bundesrätin Karin Keller-Sutter – nun auch einen Bischof.
Ausserkantonale Erfahrungen
Für sein Studium wagte sich Grögli über die St. Galler Kantonsgrenzen hinaus. Er studierte Theologie zunächst in Freiburg i. Üe., dann in Wien und Innsbruck. 1998 wurde er zum Priester geweiht. Bis 2003 war er Vikar in der Stadtpfarrei St. Otmar in St. Gallen.
Auch wenn «St. Galler sein» als ungeschriebenes Voraussetzung für das Bischofsamt gilt, braucht es bei aller lokalen Verwurzelung auch ein wenig «römischen Stallgeruch». Grögli bringt diesen mit: Zwischen 2003 und 2006 studierte er Psychologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom.
Kaplan, Dompfarrer, Bischof
Zurück in der Heimat diente Grögli zunächst als Kaplan in Heiligkreuz-Rotmonten im Osten der Stadt St. Gallen. 2013 erfolgte der nächste Karriereschritt: Er wurde Dompfarrer. In dieser Funktion leitete er die Bischofskirche, die zugleich Pfarrkirche der Dompfarrei ist, und war Mitglied des Domkapitels sowie des Ordinariatsrates. Als Dompfarrer war er verantwortlich für die Liturgie sowie die musikalischen und kulturellen Belange der Kathedrale. Zudem leitete er das Seelsorgeteam der Dompfarrei.
Volkstümlich, umgänglich, moderat
Grögli kennt die Verhältnisse in St. Gallen bestens – sowohl im Ordinariat, im Domkapitel, dem er selbst angehört, als auch auf pastoraler Ebene. Auch deshalb galt er in Kirchenkreisen als Favorit für die Nachfolge von Markus Büchel.
Neben den formalen Voraussetzungen – mindestens 35 Jahre alt, seit mindestens fünf Jahren Priester, im Bistum St. Gallen tätig – erfüllt Grögli auch die «ungeschriebenen Gesetze»: Ein Bischof von St. Gallen sollte volkstümlich, persönlich umgänglich und kirchenpolitisch moderat fortschrittlich sein. Er sollte an der OLMA Bratwurst essen können, HSG-Studierende bei sich bewirten – und wenn er auch noch gute Witze erzählen kann, umso besser. Grögli werden diese Qualitäten nachgesagt – nicht nur, wenn er eine Schnitzelbankpredigt an der St. Galler Beizenfasnacht hält.
Über die Grenzen seines kleinen Bistums hinaus wird der neue Bischof jedoch auch Standfestigkeit und Krisenfestigkeit brauchen. Aufgrund seines Alters gilt er als möglicher Kandidat für den Vorsitz der Schweizer Bischofskonferenz. Und diese steht spätestens 2027 vor der nächsten Zerreissprobe: Dann soll die finale Missbrauchsstudie veröffentlicht werden.