Reaktionen aus der Leserschaft
Maria Küng, Köniz
Liebes Redaktionsteam, Euch hat ein Faustschlag getroffen, der sehr vielen Menschen weh tut. Man fragt sich, welche Hinterwäldler hinter dieser völlig unverständlich Aktion stecken. Als kritische und ältere Leserin konnte auch ich nicht immer mit Annalena Müller einverstanden sein und ich sage trotzdem, sie hat es gut und das Pfarrblatt lesenswert gemacht. Ihr wünsche ich Kraft, diesen miesen Knick zu verarbeiten und eine neue, befriedigende Aufgabe. Euch allen wünsche ich Mut und Pfiff, das Pfarrblatt weiterhin auf dem eingeschlagenen Weg zu gestalten.
An die Täter dieser Entlassung oder den Präsidenten des Pfarrblattes bitte ich Sie ich folgende Frage weiterzuleiten: “Wie können Sie eine so unprofessionelle, inhumane, jeder christlichen Institution unwürdige Entlassung einer leitenden, weitherum geschätzten Mitarbeiterin verantworten? Der Schaden ist vielseitig und gross.”
Paul Cadotsch, Allmendingen b. Bern
Ja, echt? Da reibt man sich die Augen: Annalena Müller wird nach zehn Monaten vom Pfarrblatt-Vorstand als Chefredaktorin, laut Bund auch für sie «völlig überraschend», per sofort freigestellt. Angeblich im Sinne einer «strategischen Neuausrichtung», in deren Rahmen «die organisatorischen Strukturen … insbesondere im redaktionellen Bereich» überarbeitet werden sollen, wie der Vorstand in der Medienmitteilung schreibt.
Aber echt: macht man das nicht, bevor man eine Chefredaktorin anstellt und nicht erst, nachdem diese begonnen hat? Tatsache ist, dass das Pfarrblatt im knappen Jahr unter Annalena Müller inhaltlich enorm gewonnen hat. Aus dem angereicherten Veranstaltungskalender ist ein modernes Publikationsorgan geworden, welches kirchen- und gesellschaftsrelevante Themen in ansprechender Form aufnimmt, und das zu lesen Freude bereitet.
Wie vor ihrem Amtsantritt in Aussicht gestellt, dürfte es Annalena Müller gelungen sein, mit dem Pfarrblatt auch Katholikinnen und Katholiken anzusprechen, welche nicht zum inneren Kern der Kirche zählen. Kirche hat ja immer auch gesellschaftliche Relevanz. Und echt: das soll nun alles in Frage gestellt werden? Das Pfarrblatt wird mit unseren Kirchensteuern bezahlt. Der Vorstand schuldet uns Rechenschaft.
Eine Leserin aus Graubünden, Name der Redaktion bekannt
Ich habe bisher noch keinen Leserbrief verfasst. Die abrupte Kündigung von Annalena Müller durch den Vorstand des Pfarrblatts regt in mir jedoch etwas «civil courage». Mir scheint der Entscheid unbegreiflich.
In einem katholischen Milieu aufgewachsen habe ich mich als junge Frau von der katholischen Kirche entfernt. Nach über 15 Jahren haben die Aktivitäten des Pfarrblatts mit Annalena Müller als Chefredakteurin im letzten Jahr dazu beigetragen, dass ich mich wieder für meine katholischen Wurzeln interessiere. Mich haben die Berichte, trotz der geografischen Distanz, sehr interessiert und angeregt, mich wieder an Glaubensfragen anzunähern, die ich lange abgelehnt hatte. Dabei habe ich das Pfarrblatt nie als nicht katholisch wahrgenommen.
Für mich hat die durch Annalena Müller angeregte Neuausrichtung einen mehr als positiven Eindruck hinterlassen. Es ist schnell zu meinem Lieblings-content auf Social Media geworden. Den Newsletter habe ich auch gerne abonniert und mit Freude gelesen. Die Berichte schienen mir ehrlich, klug, fundiert und mit Feingefühl und einem grossen Bewusstsein um die Breite und Wertediversität der Zielgruppen verfasst.
Dabei beschränkte sich mein positiver Eindruck nicht nur auf die fachliche Kompetenz und die journalistische Qualität der Arbeit von Annalena Müller. Mir schien auch, dass sie enorm viel für das Team des Pfarrblatts geleistet hat. Mit Dynamik und Auftrieb zogen alle am selben Strang. Von aussen, über die Berichte und sozialen Medien, zu sehen, wie das Pfarrblatt mit den Mitarbeitenden unter Annalena Müller funktioniert und gemeinsam gearbeitet hat, hat mir das Pfarrblatt sehr sympathisch gemacht. Umso herber muss der Schock für die Mitarbeitenden sein.
Ich frage mich welches Vertrauen hier am meisten verletzt wird. Gravierender als die politischen Gründe des Vorstands scheint mir der Vertrauensverlust vor den Mitarbeitenden und vor allem der Leserschaft, die mit dieser Entscheidung alle vor den Kopf gestossen wurden.
Mir kam die Zeit des Pfarrblatts unter Annalena Müller, wie eine Blütezeit vor. Ein solches Ausnahmetalent auf diese Weise zu entlassen ist nur eines: Ein enttäuschendes Beispiel mangelnder Führungsqualitäten und eine Fehleinschätzung gesellschaftlicher Entwicklungen und Bedürfnisse.
Vorstand der «Interessengemeinschaft für Missbrauchsbetroffene im kirchlichen Umfeld» (IG-M!kU)
Vreni Peterer (Präsidentin), Rosmarie Weber, Thomas Kessler
Mit grossem Bedauern und Verwunderung haben wir gelesen, dass Frau Annalena Müller als Chefredaktorin vom «Pfarrblatt Bern» per Ende November 2025 gekündigt, und sie per sofort freigestellt wurde. Als Gründe werden Uneinigkeit bei der Ausrichtung und fehlendes Vertrauen genannt.
Wir kennen die Hintergründe für die Kündigung - die Frau Müller während ihren Ferien erreichte - nicht im Detail. Wir sind aber doch sehr konsterniert.
Wir schätzen Frau Müller als engagierte, faire und mutige Journalistin und Persönlichkeit mit profunden Kenntnissen rund um die katholische Kirche und anderen Religionen.
Sie ist eine jener Journalistinnen und Journalisten, die nicht nur einer Schlagzeile wegen über sexuellen und spirituellen Missbrauch sowie Machtmissbrauch berichtet.
Sie nimmt Betroffene ernst, hat die nötige Achtsamkeit für das Thema und hält sich stets an Abmachungen, die dem Schutz der Betroffenen dienen.
Als Betroffenenorganisation hoffen wir sehr, dass die Kündigung nicht in Zusammenhang steht mit den aufdeckenden – für die Kirche absolut notwendigen – Berichten über den Missbrauch in der katholischen Kirche. Falls dem doch so ist, bedauern wir das ausserordentlich und sind von dem Vorgehen sehr enttäuscht. - So oder so schmerzt uns die Tatsache, genauso wie das Vorgehen bei der Kündigung von Annalena Müller.
Annalena Müller danken wir im Namen der Betroffenen für ihre Fairness uns gegenüber und wünschen ihr an dieser Stelle viel Kraft und alles Gute für die Zukunft.
Gerda Hauck, Bern
Die auch im BUND zu lesende Information über die Entlassung von Annalena Müller hat mich schockiert und traurig gemacht, weil ich - schon immer ein Pfarrblatt-Fan - über die neuen Entwicklungen dieses für Katholisch Bern so wichtigen Mediums hocherfreut war. Spannend war für mich auch, dass ich in Gesprächen im privaten - auch ökumenischen - Kreis feststellte, dass unser Pfarrblatt zunehmend wahrgenommen wird und viel Beifall für die inhaltliche wie die gestalterische Ausrichtung erhielt. Noch mehr schockiert hat mich, dass Annalena Müller offenbar mit sofortiger Wirkung ihren Arbeitsplatz räumen musste. Völlig verwirrlich finde ich auch, dass in der vorletzten Ausgabe Pfarrblatt, in der von der Jahresversammlung berichtet wurde, kein Wort oder gar eine Andeutung über Kontroversen oder gar personelle Konflikte zu finden war.
Aus meiner Sicht habe die Leserinnen und Leser des Pfarrblatts und damit auch die Mitfinanzierenden ein Recht darauf, offen und nachvollziehbar über die Gründe Ihres Entscheids informiert zu werden. Ich ersuche Sie deshalb, dies umgehend nachzuholen auf digitalem und Printweg. Dafür schon jetzt herzlichen Dank.
In einer Zeit, in der um eine synodale Kommunikation in der Kirche gerungen wird, kommt bei mir ein Stil wie "Arbeitsplatz räumen mit sofortiger Wirkung" völlig quer an. Ich bin daher froh, Ihre Perspektive, sehr geehrte Damen und Herren, kennen zu lernen.
Sandro Fischli, Bern
Einmal mehr wird mir bewusst, was für ein zynischer Euphemismus dieses Wort ist, es beschönigt die Unfreiheit, in der sich Freigestellte fühlen müssen, die Entscheidungsträger:innen entledigen sich so ganz eifach einer nötigen Transparenz und wecken Mutmassungen, die schädlicher sein können, weil Stellungnahmen der Betroffenen ausgeschlossen sind. Freistellungen sind Gefängnisse des Schweigens
Freistellung nach 1 Jahr der neuen Tätigkeit? Als jemand, der auch 8 Jahre kirchlich Angestellter war, musste ich leider auch schon feststellen, dass kirchliche Personalentscheide unbarmherziger als weltliche sein können.
Toni Häfliger, Ostermundigen
Unerwartet plötzlich, aber von Anfang der Anstellung weg zu befürchten. - Ich glaube, frau/man kann sich nicht klar genug vor Augen halten, dass sowohl in Bern wie im Bistum Leute regieren, die - wie der saudische Prinz - nur anerkennen, was sie selber an Öffnung bekanntgeben. Da haben, davon bin ich überzeugt, nicht bloss eine Mehrheit im Pfarrblatt-Vorstand gewirkt, sondern auch die Kirchenleitungen. Denn ohne letztere unternimmt der Vorstand so eine Aktion nicht.
Wenn's in mir aufsteigt, werde ich weiterhin "krächzen" und die Sätze wie schon immer auch den Verantwortlichen in Bern und Solothurn zukommen lassen.
Eigenartig und eng. Tragisch gebärdet sich unsere Ortskirche, genauer: der führende Teil dieser Ortskirche.
Joseph Thali, Mitglied des rk. Landeskirchenrates BL
Ich ärgere mich ausserordentlich. Eine Sauerei. Kirche wohin?
Und: Ich wünsche Frau Müller alles Gute, Mut und Kraft.
Beat Näf, Aarau
Seit kurzer Zeit ist das Pfarrblatt Bern lesenswert geworden. Ich kann nicht verstehen, weshalb es angeblich notwendig war, sich von der Chefredaktorin zu trennen. Ebenso unverständlich dünkt es mich, dass Differenzen in der Auffassung ein Kündigungs- und Freistellungsgrund sein sollen.
Urban Saier, Rubigen
Jammerschade! Ich bin (noch) Mitglied der römischen.-kath. Kirche, war viele Jahre aktiv, lange als Pfarreirat. Es wird immer schwieriger, bei dieser Kirche zu bleiben.
Leserin aus Zürich, Name der Redaktion bekannt
Durch die Meldung im "Bund" habe ich erfahren, dass Ihre Chefredaktorin Annalena Müller per sofort freigestellt wurde.
Die Neuausrichtung des Pfarrblatts, die hauptsächlich auf Annalena Müller zurückzuführen ist, war für mich der Hauptgrund, das Pfarrblatt Bern - obwohl ursprünglich aus Luzern und unterdessen in Zürich wohnhaft - zu abonnieren und nicht nur online, sondern auch gedruckt zu lesen. Durch Annalena Müller gab es eine Publikation, die sich relevant, hochstehend und kritisch nicht nur mit innerkirchlichen und bernischen Themen beschäftigte, sondern auch mit Aktualitäten von nationaler oder internationaler Bedeutung, mit anderen Religionen (insbesondere dem Judentum), mit Geschichte, mit theologischen Fragen; und dies auf einem Niveau, das mich als Ex-Katholikin und Historikerin herausforderte. Damit hob sich das Pfarrblatt in wohltuender Art und Weise von anderen kirchlichen und kirchennahen Publikationen ab.
Weil ich diese Art von Journalismus unterstützen wollte, habe ich vergangenes Jahr das Pfarrblatt sowohl als Newsletter als auch als Print abonniert und seither mit grosser Freude und viel Interesse gelesen.
Die sofortige Freistellung von Annalena Müller ist ein Fehler - und zweifellos ein grosser Verlust für das Pfarrblatt. Sehr bedauerlich. Es zeigt nach dem Debakel um kath.ch, dass die katholische Kirche auf allen Hierarchiestufen mit relevantem und kritischem Journalismus weiterhin nicht umgehen kann.
Ich bitte Sie, mein Abo per sofort oder zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu kündigen und meine E-Mail-Adresse von Ihrem Verteiler zu entfernen.
Irene Hoegger, Meikirch
Ich finde es eine Ungeheuerlichkeit eine solch engagierte tolle Redaktorin fristlos zu entlassen. Seit ihrem Amtsantritt war das Pfarrblatt richtig lesenswert, deutlich vielseitiger und offener.
Was soll das? Haben nun im offenen, liberalen Bern die konservativen Kreise wieder die Oberhand gewonnen? Chur lässt grüssen… Bin sehr enttäuscht.