Stefan Loppacher verlässt Bistum Chur und geht zur RKZ
Kampf gegen Missbrauch steht weiterhin im Zentrum
Stefan Loppacher hat in Chur gekündigt. Er wird sich künftig auf den Kampf gegen Missbrauch konzentrieren. Dass die Querelen im Bistum Chur eine Rolle beim Stellenwechsel spielen, geht aus der Medienmitteilung des Bistums hervor. RKZ-Generalsekretär Urs Brosi freut sich, mit Loppacher einen ausgewiesenen Experten im Kampf gegen Missbrauch gewonnen zu haben.
Annalena Müller
Stefan Loppacher verlässt seine Teilzeitstelle im Bistum Chur und wechselt ganz auf nationale Ebene. Dort wird er für die Etablierung und Umsetzung der Massnahmen im Kampf gegen Missbrauch verantwortlich sein. Seit 2021 ist Loppacher bei der SBK angestellt. Dort leitet er das Fachgremium «Missbrauch im kirchlichen Kontext» Allerdings war die Stelle zunächst auf 30 und dann auf 50 Prozent begrenzt.
Wechsel auf nationale Ebene
Neu wird die Stelle von den drei Dachverbänden der Bischofskonferenz, der Landeskirchen und der Orden (SBK, RKZ, KOVOS) getragen. Die Stellenprozente werden ab Sommer aufgestockt. Dies sei nötig geworden, da die Erarbeitung der Massnahmen im Kampf gegen Missbrauch grössere Ressourcen erfordern, so RKZ-Generalsekretär Urs Brosi gegenüber dem «pfarrblatt» Bern. Brosi freut sich, «dass wir mit Stefan Loppacher einen ausgewiesenen Experten auf dem Gebiet der Aufarbeitung, Prävention und Intervention bei Missbrauch im kirchlichen Kontext gewinnen konnten.»
Gegenwind in Chur
Bereits seit 2019 war der Kirchenrechtler Stefan Loppacher der Präventionsbeauftragte des Bistums Chur. Zusammen mit Karin Iten entwickelte er einen Verhaltenskodex zum Umgang mit Macht sowie unterschiedliche Formate, um kirchliche Mitarbeitende im Umgang mit Macht und Missbrauch zu sensibilisieren.
Im als konservativ geltenden Bistum Chur nahm der Widerstand gegen Loppacher in den letzten Monaten zu. Einflussreiche Kreise verweigerten dem Verhaltenskodex ihre Unterschrift und Bischof Joseph Maria Bonnemain verzichtete auf ein Machtwort. Auch in den Kantonalkirchen und ihrem Zusammenschuss, der einflussreichen Biberbrugger Konferenz, wuchs der Widerstand gegen Loppacher.
Auf nationaler Ebene unbestritten
Nach Veröffentlichung der Pilotstudie im September 2023 hatte Loppacher immer wieder klare Worte gefunden. So kritisierte er neben einem mangelhaften emotionalen Bezug zum Thema Missbrauch die nicht vorhandene Fehlerkultur in der Führungsetage der katholischen Kirche öffentlich.
Der 2006 geweihte Priester machte im Herbst ausserdem seine langjährige Liebesbeziehung zu einer Frau publik und erklärte, selbst keine Messe mehr zu besuchen. Während Loppacher im Bistum Chur seither einen schweren Stand hat, ist er auf nationaler Ebene unumstritten. Dass die Querelen im Bistum bei seinem Wechsel eine Rolle spielen, ist naheliegend. Die Medienmitteilung des Bistums verweist auch auf die «unterschiedliche Auffassungen über die Ausgestaltung der diözesanen Präventionsstelle.»