Simone Curau-Aepli präsidierte den Schweizerischen Katholischen Frauenbund neun Jahre lang. Foto: Sylvia Stam
Simone Curau-Aepli: «Die Stimme des Frauenbunds vermittelt für viele Hoffnung»
Simone Curau-Aepli ist nach neun Jahren als Präsidentin des SKF zurückgetreten. Ein Gespräch über das Profil und die Herausforderungen dieses Dachverbands.
Interview: Sylvia Stam
«pfarrblatt»: Nach Ihrer Wahl zur SKF-Präsidentin 2016 nannten Sie als eines Ihrer Ziele, dass der SKF an Profil gewinnt. Ist Ihnen dies gelungen?
Simone Curau-Aepli: Ja, innerhalb des Verbands konnten wir die Positionen des SKF besser verankern. Durch unser Mitwirken in Reformorganisationen wie der «Allianz Gleichwürdig Katholisch» (AGK) oder dem internationalen Netzwerk «Catholic Women’s Council» (CWC) haben wir auch nach aussen an Profil gewonnen.
Und über die katholische Kirche hinaus?
Curau-Aepli: Unsere Reaktion auf den Shitstorm gegenüber Sanija Ameti wurde breit wahrgenommen. Viele waren überrascht, dass ausgerechnet wir als katholische Frauen uns gegen das Bashing gegenüber Ameti eingesetzt haben. Da zeigte sich beispielhaft unser neuer Claim: «überraschend anders katholisch».
Am Ende Ihrer Amtszeit wurde das «K» aus dem Verbandsnamen gestrichen. Kritiker:innen des Namenswechsels finden dies eher einen Verlust an Profil.
Curau-Aepli: Kritik hören wir vor allem von Frauen und Männern, die stark in der Kirche verankert sind, weil sie in der Kirche arbeiten oder weil sie das «K» sehr positiv bewerten. Der SKF ist innerhalb der katholischen Kirche eine Stimme, die für viele noch Hoffnung vermittelt, weil wir «katholisch» so leben, wie es für uns wichtig ist. Ich kann den Kritiker:innen versichern: Der Frauenbund bleibt Teil der katholischen Kirche. Wir bringen uns auch weiterhin aktiv in kirchliche Prozesse ein.
Anlässlich des Frauenstreiks 2019 lud der SKF Kirchenfrauen ein, unter dem Slogan «Gleichberechtigung. Punkt. Amen.» mitzumachen. Woran erinnern Sie sich besonders?
Curau-Aepli: Angefangen hat der Frauenstreik für mich einen Monat vorher, an unser Delegiertenversammlung in Basel. Plötzlich ging die Tür auf und acht Frauen kamen herein mit pinken Mitren und pinken Stiefeln. Mit diesem starken Zeichen haben sie den Frauenstreik angekündigt und viele dafür begeistert. Am Frauenstreik war ich in den Kantonen Thurgau und St.Gallen unterwegs. Wir hatten riesige pinke Ballone mit dem Slogan und haben damit viele positive Reaktionen ausgelöst, auch bei Menschen ausserhalb der Kirchen-Bubble.
Orts- und Kantonalverbände haben Mühe, Vorstandsmitglieder zu finden. Wie sind Sie damit umgegangen?
Curau-Aepli: Wir haben ein Konzept skizziert; darin appellieren wir an die Verantwortung von Seelsorgeteams und Kirchenbehörden, Menschen zu ermöglichen, sich sinnstiftend in die Gemeinschaft einzubringen. In Weinfelden kam dies zum Tragen: Hier übernahm eine seelsorgerliche Mitarbeiterin der Pfarrei den Vorsitz der Frauengemeinschaft. Buchhaltung, Kommunikation und Aktuariat sind beim Sekretariat der Kirchgemeinde. Im Vorstand können sich Frauen nun nur projektmässig engagieren. Das tun inzwischen sechs Vorstandsfrauen, fünf davon mit Migrationshintergrund.
Auch der Frauenbund spürt den Mitgliederschwund. Was bedeutet das für die Finanzierung?
Curau-Aepli: Wir verlieren jedes Jahr rund drei Prozent der Mitglieder wegen Überalterung und Austritten von Ortsvereinen. Auch könnten die Beitragszahlungen in einem neuen Leistungsvertrag mit der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz (RKZ), dem Dachverband der Landeskirchen, tiefer ausfallen als bisher, weil auch die RKZ sparen muss. Wir lancieren neu ein Verband-Fundraising. Wir zeigen Organisationen, Stiftungen und Firmen auf, dass der Frauenbund eine wichtige Stimme von Frauen in Gesellschaft, Politik und Kirche ist.