Statue of Saint Peter in Saint Peter square. Vatican city

Petrusstatue mit Schlüssel im Vatikan. Foto: iStock

Petrus: fehlbar und inspirierend

Im Moment ist der Begriff «Nachfolger Petri» in aller Munde. Doch wer war dieser Petrus? Wie wird im Neuen Testament von ihm erzählt? Und gibt es tatsächlich eine Brücke von Petrus zum Papstamt?


Sabine Bieberstein

Petrus war ein herausragendes Mitglied der Nachfolgegemeinschaft Jesu. Weil er so wichtig war, veranschaulichen die Evangelien anhand seiner Figur grundlegende Fragen eines Lebens in der Nachfolge Jesu. 

Vielfältige Petrusbilder in den Evangelien

Nach dem Markusevangelium muss Petrus lernen, dass Jesus ein Messias ist, der ins Leiden und in den Tod geht. Wie schwer es ist, Leid und Tod nicht zu verdrängen und gerade im Gekreuzigten den Messias und Gottessohn zu erkennen, wissen wir bis heute.

Das Matthäusevangelium zeigt Petrus einerseits, wie auf das Wort Jesu hin er vertrauensvoll über das Wasser geht, dann aber das Vertrauen verliert und in den Fluten versinkt. Wie Petrus trotz seines Kleinglaubens von Jesus gerettet und getragen wird, so dürfen sich auch andere «Kleingläubige» in ihrer Angst von Jesus getragen wissen. 

Nach Matthäus ist Petrus auch der Fels, auf den Jesus seine Gemeinde bauen will. Ihm werden weitgehende Vollmachten zugesprochen, die ihn aber gleichzeitig darauf verpflichten, die Tora und das Wort Jesu so auszulegen, dass es lebensvolle Perspektiven ermöglicht – das Himmelreich öffnet und nicht verschliesst. 

Die Apostelgeschichte zeigt Petrus als einen, der neue Wege wagt und mit seiner Grenzen überschreitenden Evangeliumsverkündigung an Menschen nichtjüdischer Herkunft entscheidende Weichen für den weiteren Weg der Kirche stellt. Am Schluss des Johannesevangeliums wird Petrus vom Auferstandenen mit dem Hirtenamt beauftragt. Allerdings muss er dreimal versichern, dass er Jesus liebt. Damit wird auf das dreimalige Versagen des Petrus im Hof des Hohepriesters angespielt. Damit wird Petrus die Leitungsfunktion zwar übertragen, doch im Bewusstsein seiner Fehlbarkeit, und verbunden mit der Forderung zu lieben. 

Der erste Papst? 

War Petrus also der erste Papst? Sicher nicht. Wann und wie lange Petrus in Rom war, ist aufgrund der mangelhaften Quellenlage kaum zu sagen. Er war auch nicht «Bischof von Rom», denn ein solches Amt gab es zu seinen Lebzeiten noch nicht. Die römische Gemeinde wurde noch am Ende des ersten Jahrhunderts von einem Kollektiv, einem Presbyterium, geleitet. Historisch nachweisbar sind Bischöfe von Rom erst seit dem ausgehenden zweiten Jahrhundert. Bis zum Papstamt, wie wir es heute kennen, war es dann noch ein sehr weiter Weg. 

Dennoch: Anhand der Petrusfigur, wie die Evangelien sie zeichnen, können nicht nur alle glaubenden Menschen, sondern gerade Menschen in kirchlichen Führungspositionen einiges lernen. Begeisterung für die Botschaft Jesu. Lernfähigkeit. Vermittlungsfähigkeit zwischen scheinbar unversöhnlichen Positionen. Mut, neue Wege zu gehen. Bereitschaft, das eigene Versagen anzuerkennen und Konsequenzen daraus zu ziehen. Ein Leitungsamt im Bewusstsein der eigenen Fehlbarkeit ausüben. Und immer wieder: die selbstkritische Rückbindung an die Botschaft Jesu. Auch wenn Petrus nicht der erste Papst war: So wenig ist es nicht, was er denen, die sich in seine Nachfolge stellen, mitgeben kann.


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