«Wish Tree» von Yoko Ono vor dem Kunsthaus Zürich (2022). Foto: Andreas Krummenacher

Ostern 2025: Von Wunsch- und Lebensbäumen

19.04.2025

Seit dem frühen Mittelalter ist das Kreuz Christi kein totes Holz, sondern wird als Baum des Lebens gedeutet.


1996 startete die Künstlerin Yoko Ono ihre globale Installation «Wish Tree» (Wunschbaum). Dazu schreiben Menschen ihre Wünsche auf Zettel und hängen diese jeweils an einen Baum. 2022 war dies etwa vor dem Kunsthaus Zürich der Fall. Yoko Ono geht es oft vor allem um die schöpferische Idee hinter ihrem Kunstschaffen. Ihre Wunschbäume etwa sollen die weltweite Ähnlichkeit und Kraft von Träumen und Gemeinschaft symbolisieren und betonen.

In den meisten Religionen stehen Bäume für Fruchtbarkeit, Wachstum, Entwicklung, Heilung und Unsterblichkeit, kurz als Symbol fürs Leben. Im Alten Testament etwa heisst es, dass Gott «allerlei Bäume» und «in der Mitte des Gartens Eden den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse» wachsen liess (1. Mose 2,9). Die Menschen assen von den verbotenen Früchten und erkannten daraufhin − wie Gott − Gut und Böse. Damit sie nicht auch vom Baum des Lebens essen und daraufhin ewig leben würden, vertrieb sie Gott aus seinem Garten (1. Mose 3,22). 

Seit dem frühen Mittelalter wird dem «todbringenden» Baum der Erkenntnis das Kreuz Jesu als «Baum des Lebens» gegenübergestellt. Dies zeigt sich auch in zahlreichen Kunstdarstellungen von Ast- oder Baumkreuzen, aus denen Zweige, Knospen, Blüten, Blätter, Ranken oder Früchte spriessen. Das Kreuz wird somit nicht als totes Holz gesehen, sondern als lebendiger Baum gedeutet, der neu erwacht und Früchte bringt. Mit dieser Zuversicht oder Hoffnung wohnt jedem Kreuz ein Lebensbaum und ein neuer Horizont inne – ein kraftvolles Ostersymbol. 

Der hinduistische Mystiker Rabindranath Tagore wiederum schreibt in einem seiner Gedichte: «Ich sprach zum Baum: Erzähl mir von Gott. Und der Baum blühte.» 

Auch in diesem Sinne wünsche ich Ihnen lichtvolle und lebensfrohe Ostern! 

Anouk Hiedl «pfarrblatt»-Redaktorin