Emma schätzt ihren kirchlich geprägten Arbeitsort, ihre Tätigkeiten, ihr Team und ihre Berufsbildnerin. Foto: Pia Neuenschwander

«Mein Glaube ist für mich ein Safe Place»

Emma ist im ersten Jahr ihrer Ausbildung zur Kauffrau EFZ bei der Römisch-katholischen Gesamtkirchgemeinde Bern und Umgebung (GKG). Dreisprachig aufgewachsen, ist sie eine wichtige Stütze im Team. Besonders für die schriftliche Korrespondenz oder am Telefon sind ihre Kompetenzen Gold wert.


Luca D’Alessandro

Ihre katholischen Eltern stammen ursprünglich aus den Niederlanden und Portugal, und die 16-jährige Emma wurde in der katholischen Kirche St. Marien in Thun getauft. Später, in ihrer Schulzeit, besuchte sie die kirchliche Unterweisung (KUW) der reformierten Kirche. «Alle meine Klassengspänli gingen in die KUW. Natürlich wollte ich das auch», sagt sie. Seit August absolviert sie nun ihre KV-Lehre bei der Römisch- -katholischen Gesamtkirchgemeinde Bern und Umgebung und ist in einer der Pfarreien tätig.

Die Lehre im Vordergrund

 Durch ihre Stelle bei der Pfarrei kommt Emma mit den Bräuchen und Riten der katholischen Kirche in Kontakt. «Wenn ich eine Firmung vorbereite oder höre, dass jemand eine Erstkommunion feiert, wird mir bewusst, dass ich das nie hatte.» Ob sie dies nachholen will, lässt sie offen. Jetzt stehe die Lehre im Vordergrund.

 Der Wunsch, eine KV-Lehre zu machen, reifte bei Emma während des Berufswahlprozesses heran, wie bei den meisten Jugendlichen. Zunächst hatte sie eine Lehrstelle als Hotelkommunikationsfachfrau ins Auge gefasst. Mit der Zeit merkte sie, dass sie als Kauffrau bei der Kirche ebenfalls mit Menschen arbeiten kann. «Ich habe keine Berührungsängste, und in meinem Lehralltag kommen mir meine Sprach- und Sozialkompetenzen zugute.»

Den Glauben wiedergefunden

 In den vergangenen zwei Jahren hat Emma den Glauben wieder stärker in ihren Alltag eingebracht – ein Glaube, der nicht unbedingt an die katholische oder reformierte Konfession gebunden sei. Vielmehr sei ihr wichtig, ihren christlichen Glauben stärker zu spüren. «Ich begann, in der Bibel zu lesen und erste Gebete für mich zu sprechen. Ich stellte fest, dass mir das guttut und der Glaube für mich ein Safe Place darstellt – das war zeitweise bereits während der Oberstufe so, als nicht immer alles so lief, wie ich es mir wünschte.» Der neuentdeckte Zugang zur Spiritualität gab ihr während der letzten Schuljahre und bei der Lehrstellensuche Halt. «Ich betete zu Gott, als ich mich bei der GKG bewarb. Auf der Heimreise vom zweiten Treffen mit meiner heutigen Berufsbildnerin bekam ich den Anruf mit der Zusage zur Lehre. Das berührte mich zutiefst und machte mich stolz.» 

Kollegiales Team

 Bis heute ist sie überzeugt, dass ihre Berufswahl und ihr Arbeitsort richtig für sie sind. Die Arbeit, der kollegiale Umgang im Team, die aufmerksame Berufsbildnerin – all dies weiss Emma zu schätzen. «Vor Lehrbeginn hatte ich etwas Angst. Ich dachte, ich würde mich im Alltag allein durchschlagen müssen. Dem war nicht so: Ich fühle mich gut begleitet, und alle unterstützen mich, wo sie können.» Auch wenn Fehler passieren, sei das Team ihr gegenüber sehr wohlwollend eingestellt. 

«In der fünften Lehrwoche habe ich irrtümlicherweise 200 falsche A3-Seiten ausgedruckt und musste den Auftrag wiederholen. Ich ärgerte mich, war aber froh, dieses Missgeschick mit der Berufsbildnerin besprechen zu können. Das passiert mir nicht mehr.» Von ihren Berufsschulkamerad:innen hört sie manchmal, wie streng sie es hätten oder dass der Ton im Team forsch sei. Sie geniesse grosses Vertrauen und sei stolz, bereits nach zwei Monaten Lehre den Telefondienst übernehmen zu dürfen. «Meine Sprachkenntnisse sind ein grosser Vorteil. Ich kann die Anliegen verschiedenster Menschen entgegennehmen, sie weiterleiten oder gleich Antwort geben – je nachdem.» 
 

Offene (Lehr-)Stellen bei der Römisch-katholischen Gesamtkirchgemeinde Bern und Umgebung