«Wir stochern im Trüben»: Thomas Scherer, Präsident der Sonderkommission der Luzerner Synode, hatte keine Neuigkeiten zu berichten. Foto: Dominik Thali

Kirche Schweiz: Entkopplung von Lebensstil und Seelsorgeauftrag stockt

Bistümer diskriminieren Seelsorgende, deren Privatleben nicht der katholischen Sexuallehre entspricht. Eine Kommission der Luzerner Synode kritisiert die passive Informationspolitik der Bischöfe.

 

Sylvia Stam

Nach der Publikation der Missbrauchsstudie im Herbst 2023 machte die Luzerner Synode mit fünf Forderungen Druck auf das Bistum. Ein Jahr später war eine zentrale Forderung noch nicht erfüllt: Das Privatleben von kirchlichen Mitarbeitenden dürfe bei Anstellungen keine Rolle spielen. Eine Sonderkommission der Synode erhielt im November 2024 den Auftrag, in dieser Sache weiterhin Druck auf das Bistum zu machen: Abkehr von der lebensfeindlichen und homophoben Sexualmoral sowie uneingeschränkte Anerkennung eines freien partnerschaftlichen Lebens für kirchliche Mitarbeitende. 

Der Versuch, Kriterien und Meilensteine zu definieren, um allfällige Fortschritte in dieser Sache zu beurteilen, erweist sich als ausserordentlich schwierig, wie dem Zwischenbericht der Sonderkommission zu entnehmen ist. Von «Stochern im Trüben» sprach deren Präsident Thomas Scherer an der Frühlingssession vom 14. Mai in Luzern. 

Aktive Informationspolitik gewünscht

Schon länger ist bekannt, dass die Bischofskonferenz das Thema an ihre «Kommission für Theologie und Ökumene» (TÖK) delegiert hat. «Details zum Auftrag sind nicht bekannt», heisst es im Bericht der Kommission. Seit November lägen keine neuen Informationen vor. «Das erschwert die Arbeit der Sonderkommission enorm», denn ohne zu wissen, welche Ziele mit den Abklärungen verfolgt würden, könne die Sonderkommission keine Prüfkriterien formulieren. «Wir können schwerlich Zwischenziele benennen, wenn wir das Ziel der Reise nicht kennen», erläutert Kommissionspräsident Thomas Scherer auf Anfrage des «pfarrblatt». Die Kommission wünscht sich daher vom Bistum und von der Bischofskonferenz eine «aktivere Informationspolitik.»

Hoffnung auf «Pep to go»

Einige Anhaltspunkte fänden sich immerhin in Ende 2024 publizierten Dokument «Pep to go», ein «Arbeitsinstrument für den Kulturwandel» im Bistum Basel. 

Darin werden Wegweiser formuliert, die die Kommission optimistisch stimmen, dass im Bistum Basel eine liberalere Haltung bezüglich der Lebensform der Mitarbeitenden etabliert werden soll. «Im Bistum Basel schliessen wir niemanden von kirchlichen Teilhabe aus und benachteiligen niemanden», heisst es hier etwa, oder «Im Bistum Basel steht die Berufung aller Getauften zur Nachfolge Jesu im Vordergrund, unabhängig von Herkunft, Lebensform, Geschlecht und Konfession.»

In Ermangelung konkreter Zielsetzungen halte sich die Kommission in ihrer weiteren Arbeit an diese Wegweiser. 

Die Kommission hat sich vor Kurzem auch mit Bischof Felix Gmür getroffen. Das Gespräch müsse jedoch zuerst intern aufgearbeitet werden, ehe nach aussen kommuniziert wird, teilt Scherer mit.