
Bischöfin Mariann Edgar Budde bei ihrer Predigt am 22. Januar 2025. Foto: Screenshot zeit.de
Hoffnungsräume
Aki-Kolumne von Geneva Moser
Wenn ältere Akademiker:innen über ihre Studienzeit sprechen, staune ich nicht selten: Eine Lebensphase voller Freiheit, guter Freundschaften, Freizeit und Fun. Bestimmt ist das auch rückwirkend verklärend und ja, auch heute ist das Studium noch ein spannender Lebensabschnitt voller Möglichkeiten und sich eröffnenden Welten. Aber doch ist das Bild, was sich mir im Hochschulseelsorgealltag öfter präsentiert, ein etwas anderes als das oben Gezeichnete. Viele Studierende sind gestresst und ausgebrannt, spüren starken Leistungsdruck und sind von der Fülle der Möglichkeiten überfordert. Die Herausforderungen des Unialltags, die politischen Fragen dieser Zeit, der Umgang mit der digitalen Reizüberflutung, persönliche und familiäre Umbrüche – all das wächst vielen über den Kopf. Gerade die Perspektive, dass Kriege und Gewalt aktuell so alternativlos scheinen in dieser Welt, belastet.
Sind wir da nicht als Hochschulseelsorge (und als Christ:innen überhaupt) so etwas wie Hoffnungsverwalter:innen, professionelle Hoffnungsstifter:innen? Aber wenn die Rede von der Hoffnung allzu routiniert daherkommt und allzu leicht bei der Hand ist, dann ist der Grat zu toxischem Optimismus schmal. Und auch christlicher Alltag ist ja nicht einfach hoffnungsdurchtränkt, sondern kennt düstere Perspektivlosigkeit. Gut tun da Begegnungen und Erfahrungen, die die Hoffnung stärken und eine wirkliche Alternative zum pessimistischen Abgesang auf die Zukunft bieten.
Eine solche Erfahrung bietet die Auseinandersetzung mit der Bischöfin der Episkopalkirche in Washington, Mariann Edgar Budde. Bereits in der ersten Amtszeit von Donald Trump stellte sie sich hinter die Black Live Matters-Bewegung und wies Trump in die Schranken, der sich mit der Bibel in der Hand vor ihrer Kirche fotografieren liess. Christliche Symbole gegen die Bürgerrechtsbewegung einzusetzen, fand die mutige Bischöfin unchristlich. Und als Trump nun seine zweite Amtszeit antrat, mahnte sie den Präsidenten mit ruhigen, klaren Worten, doch Mitgefühl und Erbarmen zu haben mit all jenen, die sich nun vor der Trump-Administration fürchten – MigrantIinnen, LGBTIQ+ beispielsweise. Mariann Edgar Budde, Stargast am Evangelischen Kirchentag 2025, ist eine mutige Frau. Noch selten habe ich eine so eindrückliche Verkörperung des christlichen «Fürchtet euch nicht» erlebt, wie im Auftritt dieser so kleinen, bescheidenen Frau. Bei ihrer Predigt zu Trumps Amtsantritt und auch bei ihrem Auftritt am Kirchentag öffnet sie mutig Hoffnungsräume: Eine andere Welt ist möglich, Respekt vor der Würde jedes Menschen ist nicht Schwäche, Liebe und Güte in der Welt bewirken Veränderung. Und sie zeigt: Eine Einzelperson kann einen Unterschied machen.