Sitzung des Grossen Kirchenrats am 20. November 2024. Foto: Annalena Müller

Grosser Kirchenrat: Immobilien und Netto-Null-Klimaziel

Der Grosse Kirchenrat beschloss wichtige Geschäfte, darunter einen Rahmenkredit von 25 Millionen für Immobilienkäufe. In Klima-Fragen entschied sich der GKR für einen langsameren Gang.

 

Annalena Müller

Am 20. November 2024 traf sich der Grosse Kirchenrat in der Rotonda der Dreifaltigkeitskirche. Zum Jahresabschluss standen neben der Wiederwahl des Präsidenten Stephan Kessler und des Präsidiums einige wichtige Geschäfte auf der Traktandenliste. 

Ablehnung «Postulat Geiser»

Der Grosse Kirchenrat folgt dem Vorschlag des Kleinen Kirchenrats und lehnt das sogenannte «Postulat Geiser» ab. Stattdessen will die Gesamtkirchgemeinde (GKG) sich prioritär auf die Verfolgung des Netto-Null-Klimaziels 2050 betreffend Liegenschaften konzentrieren.

Der im März 2023 als Motion eingereichte Vorstoss forderte von der GKG die Erarbeitung eines Massnahmenplans, der bis 2030 die Klimaziele des Pariser Abkommens «erreicht oder übertrifft». Im November des gleichen Jahres wandelte der Grosse Kirchenrat die Motion in ein Postulat um und beauftragte den Kleinen Kirchenrat mit dessen Prüfung. Dieser liess sich von einem Ingenieurunternehmen beraten und stützt sich bei seiner Ablehnungs-Empfehlung auf den Bericht des Unternehmens.

Genehmigung Budget 2025

Der Grosse Kirchenrat nahm das Budget für 2025 an. Dabei geht die Legislative von einem Aufwandüberschuss von gut 600'000 Franken aus. Der Grund für das erwartete Soll sind nicht sinkende Einnahmen, denn in Bern sind die finanziellen Auswirkungen der Kirchenaustritte im letzten Quartal 2023 aktuell nicht spürbar. Im Gegenteil, 2025 wird mit wachsenden Steuereinnahmen gerechnet.

Allerdings wird durch die ebenfalls beschlossene personelle Aufstockung der Geschäftsstelle der GKG der Personalaufwand steigen. Dazu kommen höhere Pensionskassen- und Krankentaggeldbeiträge. Aufgrund der soliden Bilanzverhältnisse nimmt die Legislative den erneuten Aufwandüberschuss in Kauf.

Finanzplan 2025-29

Ebenfalls verabschiedet wurde der Finanzplan 2025-29. Dieser ist ein reines Planungsinstrument, der als Entscheidungshilfe bei finanziellen Entscheiden dient, ohne rechtlich verbindlich zu sein.

 

 

Auch beim Finanzplan gilt: «Dank der soliden Finanzlage und den weiterhin guten wirtschaftlichen Aussichten, verfügt die Katholische Kirche Bern über die notwendigen Mittel, um in den Bereichen Pastorales und Soziales zukunftsträchtige Wege aufzuzeigen und zu gehen», wie es im Antrag heisst.

Investieren in die Zukunft

Trotz guter Einnahmen weiss man auch in katholisch Bern, dass die Einnahmen langfristig sinken werden. Um für diese Zeiten finanziell vorzusorgen, wird die Kirche Bern in Immobilien investieren. Der Grosse Kirchenrat beschloss dafür einen Rahmenkredit von 25 Millionen Franken, der dem Kleinen Kirchenrat zur Verfügung gestellt wird, der die Entscheide über den Kauf der Liegenschaften trifft. Damit sprach das Parlament 10 Millionen Franken mehr als vom Kleinen Kirchenrat beantragt.

Zentral bei Immobilien in Kirchenbesitz sei deren Rentabilität. Nicht rentable Liegenschaften sollen verkauft werden. Eine davon ist das Ökumenische Zentrum Ittigen (ÖKZI), das bis anhin im Besitz der Kirchgemeinde Guthirt (Ostermundigen) war und Ende Juli 2024 an die GKG zurückgegeben wurde. Die reformierte Kirchgemeinde Ittigen will den katholischen Anteil des ÖKZI für gut 1,9 Millionen Franken erwerben. Fachkräftemangel und der stetige Rückgang der Gottesdienstmitfeiernden hat die Aufgabe des ÖKZI katholischerseits nötig gemacht. Der Grosse Kirchenrat nahm den entsprechenden Verkaufsbeschluss des Kleinen Kirchenrat zur Kenntnis.

Präsidium wiedergewählt und Aufstockung der GKG-Geschäftsstelle

Der Präsident des Grossen Kirchenrats, Stephan Kessler, und Vize-Präsident Martin Tschirren wurden für eine weitere Amtsperiode (2025-2026) bestätigt. Das Kirchenparlament stimmte ausserdem der Aufstockung der Geschäftsstelle der GKG um zusätzlichen 478 Stellenpunkte zu. Damit will die GKG für künftige Grossprojekte besonders im sozialen Bereich personell gewappnet sein.

 

Grosser Kirchenrat

Der Grosse Kirchenrat ist die Legislative der römisch-katholischen Gesamtkirchgemeinde Bern. 

Ihm gehören aktuell 31 Mitglieder an. Sie bestehen aus Vertretetenden der elf Kirchgemeinden Dreifaltigkeit, St. Marien, Bern-West, Bruder Klaus, Guthirt, St. Josef, St. Michael, St. Franziskus, Heiligkreuz, St. Martin und Paroisse de langue française sowie der beiden Anderssprachigen Missionen, Misión Católica de Lengua Española Berna y regiónan und Missione Cattolica di Lingua Italiana. 

In die Kompetenz des Grossen Kirchenrates fallen die Genehmigung der Jahresrechnung, die Genehmigung des Voranschlags, die Wahl der Mitglieder des Kleinen Kirchenrates, die Wahl der Mitglieder der ständigen Kommissionen

Er entscheidet über alle Einzelgeschäfte, welche mehr als  250'000 Franken betragen sowie über jährlich wiederkehrende Ausgaben, die höher als 50'000 Franken liegen.