
Manuela Weber (links) und Susanne Wyttenbach entwickeln mit abgewiesenen Asylsuchenden Perspektiven.
Geflüchteten auf Augenhöhe begegnen
Die Sozialberatung der Katholischen Kirche Bern hat für abgewiesene Asylsuchende ein kostenloses Beratungsangebot. Dieses wird von Susanne Wyttenbach und Manuela Weber betreut.
Text und Foto: Luca D’Alessandro
Wenn abgewiesene Asylsuchende vor administrativen, rechtlichen oder alltäglichen Herausforderungen stehen, können sie sich an die Asylberatung der katholischen Kirche wenden. Diese liegt an der Mittelstrasse im Berner Länggassquartier. Die individuelle Beratung für abgewiesene Asylsuchende ist eine sehr wichtige Aufgabe von Susanne Wyttenbach und Manuela Weber. Es ist aber nicht die einzige: «Wir engagieren uns auch in der Sensibilisierungsarbeit – beispielsweise durch die Organisation des jährlichen ‹Cercle de Silence›.» Des Weiteren vernetzen wir uns mit Freiwilligen und Institutionen, mit dem Ziel, die Situation von abgewiesenen Asylsuchenden zu verbessern», sagt Susanne Wyttenbach. Darüber hinaus übernehmen die beiden Vorstandsaufgaben in der Berner Beratungsstelle für Sans-Papiers und im Verein Ökumenischer Mittagstisch für Asylsuchende mit Nothilfe und Sans-Papiers.
Mit viel Hoffnung in die Schweiz geflüchtet
Abgewiesene Asylsuchende stehen gemäss Manuela Weber in einer besonders schwierigen Situation. «Sie sind mit viel Hoffnung in die Schweiz geflüchtet und hier schliesslich in einer Sackgasse gelandet.» Sie dürfen nicht arbeiten, keine Ausbildung machen und erhalten Nothilfe von Fr. 10.– pro Tag. «Das reicht knapp zum Leben. Zudem wohnen sie in Rückkehrzentren, wo sie kaum Privatsphäre haben.»
Auch wenn die Sozialarbeiterinnen in diesen Situationen nur bedingt Unterstützung bieten können, ist es ihnen wichtig, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und gemeinsam Perspektiven zu entwickeln. Sie bieten Begleitung an und informieren über kostenlose Angebote. Dazu gehören zum Beispiel Gratis-Deutschkurse, Sportprogramme oder ökumenische Mittagstische, wie jener, der jeweils donnerstags in der Pfarrei St. Marien stattfindet. «Die psychosoziale Unterstützung, die Vernetzung und Förderung eigener Ressourcen sind im Fokus unserer Arbeit», betont Susanne Wyttenbach.
Neben der Arbeit mit und für abgewiesene Asylsuchende sind Manuela Weber und Susanne Wyttenbach auch im Sozialberatungsteam tätig. Dieses bietet Menschen – unabhängig von Religion, Weltanschauung, Nationalität und Aufenthaltsstatus – Hilfe bei finanziellen Problemen und bei der Korrespondenz. Des Weiteren beraten und unterstützen sie beispielsweise im Kontakt mit der AHV, IV, Krankenkasse, Arbeitslosenversicherung und dem Sozialdienst.
«Cercle de Silence»
Susanne Wyttenbach und Manuela Weber organisieren am Nationalen Flüchtlingstag vom 21. Juni auf dem Bahnhofplatz Bern ab 11.30 einen «Cercle de Silence» mit und für abgewiesene Asylsuchende.
«Die Teilnahme steht allen offen. Wir laden ein, mit uns ein Zeichen der Solidarität zu setzen», so Susanne Wyttenbach. Anschliessend findet im Rahmen der Aktion «Beim Namen nennen» eine Lesung statt, um Menschen zu gedenken, die auf der Flucht ihr Leben verloren haben.
Weitere Infos zur Sozialberatung der Katholischen Kirche Bern