Foto:zVg
Einladen oder Ausgehen?
Aki-Kolumne von Benjamin Svacha
In kirchlichen Kreisen hört und liest man immer wieder davon, dass die Kirche neu lernen müsse, dahin zu gehen, wo die Menschen sind: Wir sollen nicht darauf warten, dass die Leute schon zu uns kommen, sondern unsere Kirchen, Büros und Komfortzonen verlassen und auf neue Art und Weise mit Menschen in Kontakt treten.
Intuitiv hat mich dieser Ansatz immer überzeugt. In vielen biblischen Geschichten passiert das Wesentliche an Orten, wo man es kaum erwarten würde: Ein Zöllner wird mitten in seinem Arbeitsalltag vom vorbeigehenden Jesus gerufen und eingeladen, ihm nachzufolgen, Mose trifft Gott in einem brennenden Dornbusch an und Elija begegnet ihm im sanften Säuseln des Windes.
Aber gleichzeitig: Kirchliche Räume verlassen und da auf die Menschen zugehen, wo sie gerade sind – ist das nicht ein Übergriff in ihre Privatsphäre? Wer will denn mitten im Uni-Alltag mit Sinn- und Glaubensfragen konfrontiert werden, und wie könnte eine solche «Konfrontation» überhaupt aussehen, um Positives zu bewirken und nicht erzwungen daherzukommen?
Und gerade für uns im katholischen Umfeld: Sind es denn nicht allem voran die Klöster und Ordensgemeinschaften, die auch heute noch eine Anziehungskraft und gewisse Faszination ausüben? Also gerade jene Orte, wo Menschen ihr Leben ganz offensichtlich dem Glauben verschrieben haben und zu sich einladen, ohne aufdringlich zu sein?
Im aki schwanke ich manchmal zwischen diesen zwei Perspektiven. In unserem neuen Leitbild beschreiben wir uns ganz zentral als «offenes Haus», bieten Studierenden Raum für ihre Projekte, laden zu Veranstaltungen ein. An manchen Tagen wird unser Haus dadurch von Dutzenden jungen Menschen genutzt und ist voller Leben, dürfte gerne noch ein, zwei Räume mehr haben. Es ist eine rundum schöne und dankbare Aufgabe, Gastfreundschaft zu gewähren. An anderen Tagen, so wie jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, ist es ganz ruhig. Unsere Türen sind zwar offen, aber bis auf zwei Studierende, die gerade ihr Essen in der Mikrowelle wärmen, scheint das niemanden zu interessieren. Das ist zwar praktisch, um mit der ganzen Büroarbeit hinterherzukommen – aber trotzdem taucht die Frage immer wieder aufs Neue auf: Ist es richtig, dass wir primär Gastgeber:innen sind und nicht zuletzt davon leben, dass wir über schöne Räumlichkeiten und einige Ressourcen verfügen, die wir mit jungen Menschen teilen können – und damit einmal einem grossen Bedürfnis entsprechen, ein andermal das Schicksal des Königs teilen, dessen Einladungen zur Hochzeit des Sohnes von den Gästen allesamt abgelehnt werden (Mt 22)?