
Sylvia Stam ist «pfarrblatt»-Redaktorin
Den Hunger stillen
Edito der aktuellen Ausgabe von Sylvia Stam
Diese Woche erhielt ich einen Brief. Er war in einer auffallend schönen, schwungvollen Handschrift verfasst. Geschrieben hat ihn eine «pfarrblatt»-Leserin. Sie ärgert sich darüber, dass Kirche politisch wird. Anlass war der Artikel über die neue Initiative zur Konzernverantwortung.
In der aktuellen Ausgabe geht es wieder um Politik: Das katholische Hilfswerk Fastenaktion nimmt die kommenden drei Jahre das Thema «Hunger» in den Fokus. In praktisch allen Pfarreien werden Plakate mit dem Slogan «Hunger frisst Zukunft» zu sehen sein. Auch das – meiner Ansicht nach – sehr politische Hungertuch wird in vielen Kirchen hängen.
Vielleicht möchten Sie nun einwenden, Hunger sei kein politisches Thema. Es sei vielmehr zutiefst biblisch, hat Jesus doch immer wieder Menschen genährt. Nicht nur geistig, sondern auch ganz handfest etwa mit fünf Broten und zwei Fischen.
Heute leiden weltweit 730 Millionen Menschen an Hunger. Das lässt kaum jemanden unberührt. Gerade das Ausmass dieses Skandals zeigt, dass es sich um ein strukturelles Problem handelt. Allein mit «wir teilen», wie es früher auf den Fastensäcklein stand, ist es nicht getan. Vielmehr muss das Problem auf politischem Weg angegangen werden.
Dass Menschen, die sich auf Jesus Christus berufen, sich für ein Ende des weltweiten Hungers einsetzen, halte ich vor dem Hintergrund der biblischen Erzählungen für selbstverständlich. Dies auch auf politischem Weg zu tun, ist nicht nur naheliegend, sondern angesichts von 730 Millionen hungernder Menschen schlicht notwendig.
Sylvia Stam
«pfarrblatt»-Redaktorin
