
Es kann entlasten, eigene Glaubenserfahrungen, Überzeugungen, Zweifel und Bedenken in einen weiteren Horizont zu stellen. Foto: unsplash.com
«Credo» – ich glaube
Die christlichen Kirchen haben ein gemeinsames Credo. Es geht zurück auf das Konzil von Nizäa vor 1700 Jahren und formuliert den Kern dessen, was Christ:innen glauben.
Josef-Anton Willa
Das christliche Credo (lat. = ich glaube) ist mehr als ein schriftliches Dokument mit einer Reihe von Glaubenssätzen. Seit Jahrhunderten wird das Glaubensbekenntnis von vielen Gemeinden im Gottesdienst rezitiert oder gesungen. In der katholischen Liturgie hat es seinen Platz vorrangig in der Eucharistiefeier an Sonn- und Festtagen.
Das Credo empfangen und zurückgeben
Darüber hinaus spielt das Credo im Kontext der Erwachsenentaufe eine bemerkenswerte Rolle: Zu Beginn der Vorbereitungszeit spricht die zum Gottesdienst versammelte Gemeinde den Taufbewerber:innen das Glaubensbekenntnis feierlich vor und vertraut es ihnen an: «Nehmen Sie diese Worte in sich auf, damit sie eine Quelle der Freude und ein fester Halt in Ihrem Leben sind.» Die Taufbewerber:innen sollen das Credo meditieren und es (auswendig) lernen, um es schliesslich unmittelbar vor der Tauffeier der Gemeinde vorzutragen, es ihr gewissermassen wieder zurückzugeben.
Dieser Ritus hat einen hohen symbolischen Charakter für das kirchliche Leben. Er zeigt: Christlicher Glaube kann man sich nicht erarbeiten oder sich ein für alle Mal erwerben, man kann ihn nur immer wieder empfangen und weitergeben. Glaube entsteht und wächst in Gemeinschaft, im fortwährenden Hören aufeinander, im gegenseitigen Dialog.
Das Credo je neu interpretieren und sich aneignen
Es ist nicht verwunderlich, dass ein 1700 Jahre alter Text unseren heutigen Vorstellungen fremd erscheint. Doch mögen wir auch nicht jede Aussage des Credos voll und ganz verstehen, mag uns manches vor dem Hintergrund unserer Glaubensbiografie unwichtig erscheinen, so wissen wir uns doch eingebunden in eine grössere Gemeinschaft von Glaubenden, die heute und schon lange vor uns dieses Bekenntnis zur Richtschnur ihres Lebens gemacht haben. Die eigenen Glaubenserfahrungen und -überzeugungen, Zweifel und Bedenken in einen weiten Horizont zu stellen, kann entlastend sein.
Die Fragen, die dem Credo zugrunde liegen, bleiben aktuell. Sie finden unter anderem Ausdruck in Bekenntnistexten und Glaubensliedern unserer Zeit: Wer ist Jesus für mich und uns? Wie können wir Gott denken? Die Formulierungen des Credos wollen von jeder Generation neu befragt und aufgeschlüsselt werden. Sie regen zum Gespräch an über das, was Christ:innen als Glaubensgemeinschaft verbindet.
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