
Jesus lebt in uns weiter. Foto: Canva
Auffahrt: Jesus ist nicht fort
40 Tage nach Ostern feiern Christ:innen Auffahrt bzw. Christi Himmelfahrt. Dieses Fest erinnert daran, dass Jesu Zeit auf der Erde damit endgültig zu Ende ging. Dieses Ereignis hat die Beziehung der Menschen zu ihm verändert – bis heute.
Nicole Macchia*
An Auffahrt hat Jesus seine Jünger:innen für immer verlassen und ist hinaufgestiegen zu seinem Gott. Er hinterliess eine Leere, eine Ohnmacht. Die Menschen fragten sich: Wie geht es jetzt weiter? Was ist mit unserer Beziehung zu Jesus? Wo können wir ihm jetzt begegnen – im Himmel, zu dem wir hinaufschauen?
Wie die Jünger:innen seinerzeit sind wir auch heutzutage eingeladen, Jesus in uns zu entdecken. Wir sind zu einer Wandlung, einer neuen Ausrichtung gerufen – dazu, unseren Blick nach innen zu wenden. Dort können wir Jesus als inneren Begleiter finden.
Das Fest der Auffahrt fordert uns auf, uns nicht durch Erfolg, Reichtum und Anerkennung zu definieren. Es zeigt uns, dass wir unseren Fokus so setzen können, nach Jesu Grundsätzen zu leben. Er selbst hat keinen Körper mehr und sucht uns, unsere Herzen und unsere Sensibilität, um in uns zu wohnen. So lebt sein Geist weiter.
Wenn wir die Aufmerksamkeit unserer inneren Welt schenken, können wir diese mit den Werten verbinden, die uns Jesus durch sein Leben und Wirken mit auf den Weg gegeben hat. Damit können wir unseren Alltag prägen.
Einen Grundwert, den ich in mir trage, ist Jesu Ja zum Leben. Für mich heisst das, in Achtsamkeit zu leben, die unterschiedlichen Lebenssituationen auf mich wirken zu lassen und zu entscheiden: Möchte ich aktiv gestalten oder von aussen gestaltet werden?
Immer wieder gibt es Situationen, die uns herausfordern und an Grenzen kommen lassen. Jesus hat durch sein Leiden, seine Ohnmacht und sein Ausgeliefertsein durchlebt und gefühlt, was es heisst, von aussen bestimmt zu werden. Seine feste Haltung hat er bis zuletzt durchgezogen. Das war sein freier Entscheid. Es ist auch an uns, wie wir mit den unterschiedlichen Herausforderungen umgehen, die das Leben stellt.
Das Fest der Auffahrt erlebe ich als kostbare Einladung, Jesus in meinem Leben sicht- und erfahrbar werden zu lassen. Er ist nicht irgendwo – er ist im Himmel in mir. Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes, entdeckungsreiches Auffahrtsfest!
*Nicole Macchia ist Gemeindeleiterin St. Marien und St. Martin, Thun