Die katholische Kirche widmet den 1. November allen Heiligen. Was löst ein solcher Feiertag in mir aus? Es ist eine Tradition der katholischen Kirche, einen Tag den Menschen zu widmen, die ihr Leben Gott gewidmet haben. Den Menschen, die durch Leid und Durchhaltevermögen ihrem Glauben treu geblieben sind. Für uns sind viele Erzählungen dieser Heiligen heute weit weg von unserem Alltag. Fragen wir uns: Sind auch wir gerufen zur Heiligkeit? Wenn ja, müssen wir auch leiden, um Treue zu beweisen für unseren Glauben?
Ein Gedanke, der uns einlädt, darüber nachzudenken und eventuell anders zu lesen. Unsere Glaubenserfahrungen haben immer auch etwas mit unserer Kultur zu tun. Wenn wir heute im Jahr 2025 von Heiligkeit sprechen, sprechen wir von Ganzheitlichkeit.
Eins sein zwischen Körper – Geist – Seele!
Achtsam sein mit unserem Körper – mit unserer Seele und dies ernstnehmen, denn sie sind die Sprache, wie wir in Wahrheit leben. Wir können uns richten nach den Lebenserfahrungen, die Menschen aus der Bibel gemacht haben, mit sich und Gott in ihrem Leben. In der Bibel ist die Begegnung mit dem Heiligen immer verbunden mit einer existenziellen Bewegung, einer zu überwindenden Schwelle, einem krisenhaften Übergang.
Wenn wir in der Bibel von Heiligen sprechen, sind das keine Held:innen.
Wir sprechen von Personen, die schwierige Momente erleben mussten, ihre eigenen Grenzen erkannten und lernten, damit zu leben, dich sich immer wieder auseinandergesetzt haben mit der Frage: Was dient dem Leben, was trennt mich davon und von Gott? Wir müssen nicht zuerst «alles richtig» machen, um dem Heiligen uns nähern zu dürfen.
«Gott schreibt auf krummen Wegen gerade».
Mit diesem Gedanken können wir die ganze Bibel und die Erzählungen von Heiligen lesen. Der Weg zur Heiligkeit umfängt die eigene Begrenztheit und Bedürftigkeit, Verlust und Krisenmomente. Jeder spirituelle Weg ist auch ein Weg der Befreiung. Was muss ich persönlich loslassen, um innerlich frei, um empfänglich zu werden? Wir sind gerufen, zu lernen von all dem, was uns nicht zur Fülle des Lebens führt. Wir sind gerufen, frei zu werden, um empfänglich zu werden, um die Göttlichkeit, welche durch uns leben und blühen möchte, sichtbar werden zu lassen.