Eigentlich bedeutet November «der Neunte». Der Name leitet sich vom lateinischen «novem» ab. In einer frühen Version des römischen Kalenders stand er tatsächlich an neunter Stelle: Januar und Februar gab es noch nicht, das Jahr begann mit dem März.
Mit der Kalenderreform um das Jahr 450 v. Chr. wurde der Januar als Jahresanfang festgelegt, der November rutschte auf Platz 11. Damit ging die direkte Beziehung zwischen Namen und Monatszählung verloren. Versuche der Namensänderung wie jener von Kaiser Commodus, der den November in «Romanus» umbenennen wollte, hatten keinen Erfolg.
Inhaltlich griffigere Bezeichnungen aus unseren Breiten sind «Nebelung» oder «Nebelmond». Mit Blick auf die Herbststürme hatte Karl der Grosse im 8. Jahrhundert für den November auch den Namen «Windmond» eingeführt. In anderen Gegenden gibt es die Bezeichnung «Schlachtmond», weil man um diese Zeit mit der Reduktion der Schweineherden begann.
Schnee im November bringt Regen im Januar
Die wetterlichen Wünsche für den November sind klar definiert: Nass darf er sein, sogar Gewitter sind willkommen. Eis und Frost dagegen sind unerwünscht. «Im November kalt und klar, wird mild und trüb der Januar», lautet eine alte Bauernregel.
Bei einer überdurchschnittlich hohen Anzahl von Frosttagen in der ersten Novemberdekade fällt im Januar häufig Regen und kaum Schnee. Meteorologische Untersuchungen zeigen, dass dies in drei von vier Jahren nachweislich der Fall ist.
Wer einen Garten hat, setzt jetzt die letzten Frühlingsblumen, mäht noch einmal den Rasen, erntet Lauch, Spinat und Rosenkohl.
Allerheiligen: Tag der Trauer und der Hoffnung
Der «Trauermonat» November steht auch für das Gedenken an die Verstorbenen. Der eigentliche Totengedenktag ist Allerseelen am 2. November. Da aber Allerheiligen vielerorts ein Feiertag ist, werden bereits an diesem Tag die Friedhöfe besucht und die Gräber gesegnet.
Allerheiligen wird seit dem 9. Jahrhundert im römisch-katholischen Kirchenjahr als Hochfest zu Ehren aller Heiligen begangen. Gedacht wird, wie der Name sagt, allen Heiligen, auch den weniger bekannten und den nicht offiziell heiliggesprochenen. Also auch jenen Frauen und Männern, die im Verborgenen ihren Glauben gelebt und verteidigt und die christliche Botschaft verkündet haben.
Der Allerseelentag etablierte sich vom französischen Benediktinerkloster Cluny ausgehend um die Jahrtausendwende. An diesem Tag wird an die «gewöhnlichen» Verstorbenen erinnert, die sich nach traditionell katholischem Verständnis in einem «Reinigungszustand» befinden und die volle Gemeinschaft mit Gott noch nicht erreicht haben.
Beide Feste – Allerheiligen und Allerseelen – mögen auf den ersten Blick als traurige Gedenktage erscheinen. Sie gründen aber auf dem österlichen Glauben, dass durch das Leben, Sterben und die Auferweckung Jesu von den Toten ein Weiterleben nach dem Tod für alle Menschen möglich ist. Deshalb ist die liturgische Farbe an Allerheiligen auch Weiss, die Farbe des Lichts.
In einem ähnlichen Geist feierten die Kelten diese Tage als «Schwellenfeste», die die Verstorbenen in die andere Welt und damit in neues Leben bringen sollten. Auch hier galt der Tod nicht als Ende, sondern als Übergang ins Licht, ähnlich dem Winterschlaf, in den sich die Natur vorübergehend zurückzieht.
Halloween kommt von «All Hallow’s Evening»
In weltlicher Hinsicht hat der Feiertag Allerheiligen in den letzten Jahren Konkurrenz bekommen: Gruselig verkleidete Kinder ziehen am Abend davor durch die Strassen und bitten an den Haustüren um Süssigkeiten. Der von vielen als neumodischer, vor allem in den USA verbreiteter Trend angesehene Brauch ist eng mit dem christlichen Allerheiligenfest verbunden. Seinen Ursprung hat er im katholischen Irland. Dort stellte man Kerzen in ausgehöhlte Rüben, um böse Geister fernzuhalten.
Ausgewanderte Irinnen und Iren brachten den Brauch nach Amerika, wo die Rüben zu Kürbissen wurden. So geht der Name «Halloween» auf den Ausdruck «All Hallows’ Evening» zurück, was so viel bedeutet wie «der Abend vor Allerheiligen». Heute ist Halloween eines der wichtigsten Volksfeste in den USA und Kanada und wird auch in vielen anderen Teilen der Welt, allerdings stark kommerzialisiert, gefeiert.
Totensonntag und Volkstrauertag
Reformierte Christ:innen gedenken ihren Verstorbenen mit Friedhofsbesuchen am Totensonntag. Dieser ist der Sonntag vor dem ersten Advent und damit der letzte im Kirchenjahr. Er wird auch Ewigkeitssonntag genannt. Zwar hatten die Reformatoren eine Übernahme des Allerseelentags in den protestantischen Kalender zunächst abgelehnt, auf Wunsch vieler evangelischer Christ:innen führten sie dann aber doch einen Totengedenktag ein. Der preussische König Friedrich Wilhelm III. bestimmte den Sonntag vor dem ersten Advent im Jahr 1816 als Feiertag zur Erinnerung an die Gefallenen der Befreiungskriege gegen Napoleon – damit war der Termin festgelegt.
In Deutschland gibt es im November auch einen weltlichen Gedenktag, der am zweiten Sonntag vor dem ersten Advent begangen wird: den Volkstrauertag. An diesem Tag wird den Opfern beider Weltkriege und des Nationalsozialismus gedacht. Der Tag soll zu Versöhnung und Frieden aufrufen. Den Volkstrauertag gibt es seit 1922. Ursprünglich feierte man ihn im Frühling. Die Nationalsozialisten wandelten diesen Tag jedoch zum «Heldengedenktag» um. Um sich von dieser Deutung zu distanzieren, wurde der Volkstrauertrag nach dem Zweiten Weltkrieg in den November verlegt.
Wiederkehr des Lichts
Für unsere bäuerlichen Vorfahr:innen war der November nicht nur trauriger Beginn der dunklen Jahreshälfte. Er bedeutete auch eine gewisse Erholung: Die Arbeit auf den Feldern war getan, die Ernte eingefahren, das Vieh im Stall versorgt oder geschlachtet, die Mägde und Knechte entlöhnt. Die Dinge waren geregelt und damit ein Neubeginn möglich. Weihnachten rückt näher. So neblig, trist und dunkel der November auch daherkommt, er birgt dennoch das Wissen um die Wiederkehr des Lichts.