Filme und Kunst allgemein zeigen oft Dinge, die man nicht direkt sehen kann – Gefühle, Gedanken oder Hoffnungen. Auch wenn wir im Kino konkrete Bilder sehen, geht es dabei oft um etwas, das tiefer liegt: Das Unsichtbare wird sichtbar. Ein Film erzählt zwar eine Geschichte mit Bildern. Doch diese Geschichte berührt innere Zustände wie Liebe, Angst, Freundschaft oder Ungerechtigkeit.
Hinter die Leinwand schauen
Ein Film kann zeigen, warum Menschen handeln, wie sie handeln. Er hilft uns, die Beweggründe zu verstehen, die oft verborgen bleiben. Dabei nutzt der Film Bild, Ton, Stille und Bewegung. So werden wir als Zuschauende eingeladen, tiefer zu gehen – über das Leben, über sich selbst, über andere nachzudenken. Das gilt für Film, Literatur und auch für andere Formen der Kunst.
Bevor ein Film auf der Leinwand zu sehen ist, gibt es ein Drehbuch. Dieses Drehbuch muss verfilmt werden, damit der Film lebendig wird. Und erst, wenn Menschen den Film anschauen, bekommt er seine volle Bedeutung. Denn ein Film kann nur wirken, wenn jemand ihn sieht, hört und auf sich wirken lässt. Jede:r Zuschauer:in nimmt etwas anderes wahr, je nach der eigenen Lebenserfahrung. Unsere Aufgabe als Zuschauende ist es, genau hinzuhören und zu überlegen, was der Film uns sagen will.
Preis der ökumenischen Jury von Locarno
Ein gutes Beispiel dafür ist der Film Akipléša (Toxic) von Saulé Bliuvaité aus Litauen. Dieser Film hat 2024 den Preis der ökumenischen Jury in Locarno bekommen – und auch den Goldenen Leoparden, den Hauptpreis. Er erzählt von jungen Mädchen, die unter dem Druck leiden, in ein Schönheitsideal zu passen. Sie werden von einer Welt bewertet, die nur auf Geld schaut und Menschen wie Ware behandelt. Der Film zeigt aber auch den Mut dieser Mädchen, ihre Freundschaft, ihren Willen zur Freiheit. Obwohl die Geschichte in Litauen spielt, betrifft sie uns alle – denn ähnliche Kämpfe gibt es überall auf der Welt, auch bei uns.
Film zeigt Leiden und Hoffnung
Ein solcher Film öffnet uns die Augen. Er zeigt nicht nur das Leiden der Mädchen, sondern auch die Hoffnung. Er kann uns helfen, mehr Mitgefühl zu entwickeln. Und er erinnert uns an eine andere Art von Schönheit: nicht die sichtbare, äussere, sondern eine, die aus dem Inneren kommt – aus Liebe, Glaube und Mut.
Für Christinnen und Christen ist das sehr bedeutsam. Denn unser Glaube schaut genau auf das, was oft verborgen bleibt. Christus hat jedem Menschen eine unantastbare Würde gegeben. Darum sollen auch wir Menschen achten, die am Rand stehen, die verletzt oder übersehen werden. Ein Film wie der Preisträger von Locarno kann uns helfen, mit dem Herzen zu sehen – und dadurch dem Evangelium näherzukommen.
Das Locarno Film Festival findet vom 6. bis 16. August 2025 statt.
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