Im lauschigen Garten des alten Pfarrhauses hinter der reformierten Kirche Münsingen sitzen ein paar Jungs beieinander. Am selbstgebauten Pizzaofen steht Jugendarbeiter Pierino Niklaus und schiebt die Glut beiseite, um Platz für die nächste Pizza zu machen. Die Jugendlichen haben gerade ihr zweites Workshop-Wochenende für die Filmnacht der ökumenischen Jugendarbeit «Echo» beendet. In Kleingruppen haben sie an einem Kurzfilm zum Thema «Nichts» gearbeitet und ein lebensgrosses «Echo»-Maskottchen für die Filmnacht gebaut.
Später zeigen Mats, Simon und Julian stolz ihr Werk am Filmschnitt-Arbeitsplatz. Es ist professionell gedreht und geschnitten. Die Jungs sind kritisch, aber zufrieden. Seit acht Jahren leitet Pierino Niklaus die ökumenische Jugendarbeit Münsingens. Der 36-jährige Sozialpädagoge erzählt, dass er auf bewährten Angeboten aufbauen konnte. Da seine Stelle vorher ein ganzes Jahr vakant gewesen sei, habe er insbesondere bei der Beziehungsarbeit auch neu beginnen müssen.

«Das ‹Echo› ist im katholischen und reformierten Umfeld einzigartig», sagt er. Einerseits, weil es eine ökumenische Stelle kirchlicher Jugendarbeit sei, die allen offen stehe, andererseits, weil sein Stellenbeschrieb viel Spielraum biete. «So kann ich herausfinden, was die Bedürfnisse der Jugendlichen sind. Daraus ergibt sich das Angebot.»
«Echo» setzt auf die Gestaltungsfreude und Partizipation der 12- bis 18-Jährigen. So gibt es für Projekte wie die Filmnacht oder WG-Woche, in der die Jugendlichen das selbstständige Zusammenleben erproben, jeweils ein Kernteam, das die Planung übernimmt. Neu dazu gehört Loris: «Mir ist es wichtig, etwas gut auf die Beine zu stellen, damit auch Andere Freude daran haben», sagt der 12-Jährige.
Tiziana und Melissa, schon seit ein paar Jahren dabei, schätzen das «Echo» als Ort für Begegnungen und neue Bekanntschaften. «Mit unserer Mitarbeit möchten wir auch Jüngeren die Möglichkeit geben, die Angebote zu nutzen», sagen sie. Immer wieder bekommt Pierino Niklaus die Rückmeldung, dass das Zusammensein im «Echo» eine tolle Abwechslung zum Schulstress sei. «Die Jugendlichen suchen einen Ort, an dem ihr Wesen und ihre Stärken neutraler angeschaut werden als in der Schule oder zu Hause. Als Jugendarbeiter kann ich offen und unvoreingenommener sein.»
Die Jungen schätzten auch, eine aussenstehende Ansprechperson zu haben, frei von Druck und Erwartungen. Religion oder Konfession spielen im «Echo» keine grosse Rolle. Die Jugendarbeit steht allen offen.
Schön sei, wenn sich gerade bei weniger geführten Projekten wie einer WG-Woche Gespräche über grosse Lebensthemen ergäben, und die Jugendlichen auch einmal erzählten, was sie bewege.
In Münsingen, das rund 13000 Einwohner und so viele Heranwachsende beherbergt, dass sechs Parallelklassen pro Jahrgang geführt werden, gibt es nebst dem «Echo» eine Kinder- und Jugendfachstelle mit Beratungsangebot. «Die beiden Angebote sprechen meist nicht die gleichen Kinder und Jugendlichen an und ergänzen sich demnach gut», findet Pierino Niklaus.